Sie sind hier: Startseite /Service /Blog
  • zwei frauen beschäftigen sich beim autofahren mit dem routenplaner auf dem handy

    Ablenkung, die unterschätzte Unfallgefahr im Straßenverkehr

Dresden, 16. März 2023 | (ks)
 
Eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr erfordert durchgehend die volle Konzentration auf das Verkehrsgeschehen. Und das unabhängig davon, ob man sich mit einem Fahrzeug oder zu Fuß bewegt. Besonders unfallträchtig sind fahrfremde Tätigkeiten beim Autofahren. Vor allem die Nutzung moderner Kommunikationstechnik wie Smartphones und Bordcomputer bieten viele Möglichkeiten, visuell und manuell am Steuer eines Autos abgelenkt zu werden. Die immanente Unfallgefahr dieser Ablenkungen wird meist unterschätzt.
 

Ablenkung als Forschungsgegenstand

Forscher und Unternehmen beschäftigen sich schon seit Jahren damit, was während einer Autofahrt sonst noch gemacht wird, außer das Fahrzeug zu lenken und den Verkehr zu beobachten. Bereits kleine Nebentätigkeiten hinterm Steuer haben nahezu immer negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten. So schreibt die Technische Universität Chemnitz in einer Studie1 von 2020, dass schätzungsweise bei fast 80 Prozent aller Unfälle Ablenkungen durch fahrfremde Tätigkeiten während der Fahrt zumindest mit eine Rolle spielen könnten. Dazu gehören unter anderem:
  • Telefonieren
  • Verfassen und Lesen von Textnachrichten
  • Bedienen von Navigationsgeräten
  • Beschäftigung mit dem Bordcomputer
  • Anpassung fahrzeugbezogener Einstellungen
  • Interaktionen und Diskussionen mit Mitfahrern einschließlich Kindern
  • Rauchen, Essen und Trinken
  • Körperpflege wie Schminken und Rasieren
  • lebende Insekten aus dem Auto verscheuchen
  • Ablenkung durch äußere Faktoren beispielsweise
    eine geänderte Streckenführung oder andere Verkehrsteilnehmer
ablenkung-geldboerse-waehrend-der-fahrt-erreichen
(veröffentlicht in "Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen" Heft M 297)
 

Eine Sekunde Ablenkung, viele Meter Blindfahrt

Die Website "Runter vom Gas" führt vor Augen, was bei Unachtsamkeit auf der Straße passiert:
 
  • Bei Tempo 50 bedeutet eine Sekunde Ablenkung 14 Meter Blindfahrt. 
  • Bei Tempo 100 bedeutet eine Sekunde Ablenkung 28 Meter Blindfahrt.
  • Bei Tempo 130 bedeutet eine Sekunde Ablenkung 36 Meter Blindfahrt.
Die Forschung speziell zu den Ablenkungen durch moderne Technik hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das Unfallrisiko erhöht sich durch die Bedienung moderner Kommunikations-, Unterhaltungs- und Komforttechniken um rund
50 Prozent.
 Wie sich das Nutzungsverhalten ändert, erfasst auch die Ablenkungsstudie der Allianz.

Erkenntnisse aus der Ablenkungsstudie der Allianz

Die Ablenkungsstudie der Allianz ist unter anderem mit Hilfe einer Umfrage unter der autofahrenden Bevölkerung in Deutschland entstanden. Vergleichswerte können aus der vorherigen Ablenkungsstudie von 2016 herangezogen werden. Die Ergebnisse der Studie stimmen bedenklich:
 
  • Der Anteil derer, die mit Handy im Auto telefonieren ist gesunken auf 16 Prozent (2016: 25 Prozent)
    Mögliche Gründe: Das Wissen um Strafen oder eine Zunahme von Freisprechanlagen in Autos.
    Theoretisch erfreulich, aber …
  • Autofahrer nutzen ihre Smartphones während der Fahrt vermehrt, um Textnachrichten zu schreiben oder zu lesen. Das machen 24 Prozent (2016: 15 Prozent). Ein Anstieg um fast zwei Drittel.
  • Stark ablenkungsgefährdet sind junge Menschen: 30 Prozent der Befragten zwischen 18 und 24 Jahren räumten ein, während der Fahrt mit dem Smartphone in der Hand zu telefonieren. 40 Prozent tippen oder lesen elektronische Nachrichten.
  • 22 Prozent der Autofahrerinnen und -fahrer nutzen Smartphones hinter dem Lenkrad zum Spielen, Musikauswählen, Bilderanschauen oder Websurfen (2016: sechs Prozent)
  • Während 2016 nur ein Drittel aller Fahrzeuge über Bordcomputer verfügte, sind es mittlerweile fast 50 Prozent. Rund die Hälfte der befragten Personen mit verfügbarem Sichtfelddisplay zur Bedienung von Kommunikations-, Unterhaltungs- und Komfortfunktionen bestätigte, durch die Bedienung abgelenkt zu werden. Das Unfallrisiko erhöht sich dadurch um 44 Prozent. Wird das Autoradio über den Bordcomputer bedient, verdoppelt sich das Unfallrisiko und steigt auf 89 Prozent.
  • Auch der Missbrauch moderner Fahrassistenzfunktionen ist besonders riskant: Wer beispielsweise den Spurhalteassistenten zu fahrfremden Aktivitäten missbraucht und dabei beide Hände für längere Zeit vom Lenkrad nimmt, erhöht sein Unfallrisiko um 56 Prozent.
Die Sicherheitsforscher der Studie stellten fest, dass den meisten Fahrern die Gefahren bekannt seien. Jedoch übertrügen viele die Einsicht nicht auf ihren Fahralltag.
 

„Ablenkung“ eigene Kategorie in der Unfallaufnahme

Als Ablenkung gilt: "Die überwiegend selbstinitiierte Wegwendung von der Fahraufgabe bei Fahrzeugführenden beziehungsweise von der Verkehrsumgebung bei zu Fuß gehenden." In der Praxis lässt sich häufig nicht nachweisen, ob ein Unfall passierte, weil der Fahrer durch Handy & Co. abgelenkt war. Freiwillig würde das auch keiner zugeben.
 
Seit 2021 gibt es im bundesweit einheitlichen polizeilichen Unfallursachenverzeichnis die Kategorie "Ablenkung", sodass diese als Unfallursache fortan speziell bearbeitet und statistisch erfasst werden kann. Sofern eben die sogenannte Wegwendung von der Fahraufgabe anhand der Beweislage klar identifiziert werden kann. Von daher wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
 
Die Bedeutung als Unfallursache kommt schon jetzt in den amtlichen deutschen Zahlen zum Ausdruck. Bei Unfällen, in denen Ablenkung eine Rolle spielte, verletzten sich 2021 laut Statistischem Bundesamt 8233 Menschen, 117 starben, das sind knapp fünf Prozent aller Getöteten (2562). Auch die Unfallzahlen für die ersten zehn Monate 2022 geben Anlass zur Sorge. So stieg die Zahl aller Ablenkungsunfälle mit Personenschaden gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ein Viertel (23,5 Prozent). 
Mehrere Studien zum Thema Ablenkung und Unachtsamkeit im Verkehrsgeschehen kommen zum gleichen Ergebnis: Ablenkung ist die am meisten unterschätzte Unfallursache in Deutschland. Gleiches gilt Im übrigen auch in anderen Ländern.
aufnahme-fahrsicherheitstraining-sv-sachsen-sachsenring

Unser Tipp:

Nicht jede Ablenkung im Straßenverkehr, insbesondere durch äußere Faktoren und andere Verkehrsteilnehmer,
lässt sich vermeiden. Ein Fahrsicherheitstraining hilft, mehr Routine zu erlangen und das eigene Auto besser kennenzulernen. So kann man auch in ungewöhnlichen Situationen besser reagieren.

Mit der Sparkassen-Autoversicherung gibt es rabattierte Trainings für:

  • Pkw-Aufbautraining, Pkw-Intensivtraining
  • Pkw-Frauentraining
  • Pkw-Junge Fahrer-Training
  • Pkw-Sicherheitstraining Mobil+Fit Ü60
  • Motorrad-Basistraining und Motorrad-Aufbautraining 
Fazit: Jeder Autofahrer, jede Autofahrerin muss sich selbst an die Nase fassen und reflektieren, wie oft und durch was er sich während der Autofahrt ablenken lässt. Manche Ablenkungs-Unsitte ist nämlich bereits zur Gewohnheit geworden. Gerade die vermeintlichen Routine-Tätigkeiten verleiten Fahrer zu Sorglosigkeit und wiegen sie in einer trügerischen Sicherheit. Das darf im Sinne aller Verkehrsteilnehmer nicht sein. Die Ablenkung durch Smartphone und Navigationsgerät stellt heutzutage eine bedeutendere Unfallursache dar als die verminderte Verkehrstüchtigkeit nach Alkoholkonsum. Nicht zuletzt schlagen sich steigende Unfallzahlen in den Tarifberechnungen aller Kfz-Versicherer nieder. Alle Autofahrerinnen und Autofahrer sitzen quasi auch gemeinsam im Prämien-Boot als Versichertenkollektiv.

Schreiben Sie einen Kommentar

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

 
Piktogramm Sprechblase
Nutzername
Noch keine Kommentare vorhanden.

Sparkassen-Autoversicherung

Flexibel wie der fahrbare Untersatz. Wenn Sie als Fahrzeughalter Wert auf Ihre individuelle Absicherung und besonderen Service legen.

mehr...

Betreuer in Ihrer Nähe finden

Betreuer in Ihrer Nähe finden

Service Telefon