Sie haben Hochkonjunktur - Fake News - vor allem im Umfeld von Wahlen, Kriegen, Krisen und Katastrophen. Im digitalen Zeitalter ist ihre Verbreitung einfach und schnell. Manchmal entstehen Falschmeldungen auch aus Unachtsamkeit und mangelnder Recherche. Fake News, also absichtlich verbreitete falsche oder verfälschte Nachrichten, wollen bewusst in die Irre führen, den öffentlichen Diskurs und das persönliche Meinungsbild prägen. Durch die Verzerrung der Realität soll Stimmung gemacht und das Vertrauen in die traditionellen Medien und die Demokratie insgesamt untergraben werden.
Doch was bedeutet der Begriff, wie ist er entstanden, und gibt es Methoden, um sich vor den Wirkungen zu schützen?
Ursprung und Bedeutung von „Fake News"
Der englische Begriff Fake News bedeutet wörtlich übersetzt „gefälschte Nachricht“ oder „Falschnachricht“. Die gab es schon in der Antike, wo Machthaber gezielt falsche Nachrichten streuten, um Gegnern zu schaden. Im Umfeld der Fake News finden sich unter anderem die Begriffe Propaganda, Lügen, alternative Fakten, Filterblasen und Verschwörungstheorie. Diese sind jedoch zu Fake News abzugrenzen, worauf wir an dieser Stelle nicht näher eingehen.
Vor der Politisierung des Begriffs bezeichneten Fake News vor allem falsche oder übertrieben aufgebauschte Nachrichten, die von Website-Betreibern generiert wurden, um möglichst viele Besucher auf ihre Seiten zu locken und durch hohe Klickzahlen („Clickbaiting“) Geld zu verdienen.
Im Zusammenhang mit dem Aufstieg sozialer Medien und digitaler Nachrichtenplattformen wurde „Fake News" zu einem populären Schlagwort mit zunehmender politischer Komponente. Fake News können heute zum Teil als Propaganda im Internet bezeichnet werden. Durch gezielte Desinformation soll die öffentliche Meinung zu bestimmten aktuellen Themen beeinflusst und manipuliert werden. Auch wenn es derzeit keine Studien gibt, die die Wirksamkeit dieser Maßnahmen bestätigen, erklären Politiker Fake News vielerorts zur akuten Gefahr der Wahlmanipulation. (Quelle: anwalt.org)
Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg fasst die Charakteristika von Fake News wie folgt zusammen:
Erwecken den Eindruck, dass es sich um echte Nachrichten handelt.
Werden bewusst im Internet gestreut.
Dienen der Meinungsmache.
Sind oft politisch motiviert.
Dienen dem persönlichen Interesse oder hinter ihnen steckt eine kriminelle Absicht.
Werden immer professioneller gestaltet, so dass sie oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.
Beispiel für Fake News
Einige Fakes sind Spielereien oder Scherze, die mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz zunehmen. Man denke nur an das Bild (Deep Fake) von Papst Franziskus im dicken weißen Daunenmantel. In Rom, das bekanntlich am Polarkreis liegt :-), ist das sicher ein unverzichtbares Kleidungsstück. In der Regel handelt es sich aber, wie bereits erwähnt, um gezielte Desinformation. Dazu ein Beispiel aus der Versicherungsbranche und die richtigen Fakten:
Behauptung:
Wenn ein ukrainischer Fahrzeughalter einen Unfall verursache, zahle die KFZ-Versicherung des Unfallopfers den Schaden am ukrainischen Auto und hole sich das Geld später von einem staatlichen Fonds zurück.
Autos ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland müssen wie jedes andere Auto versichert sein. Der Versicherungsschutz kann durch eine Grüne Karte des ukrainischen Versicherers nachgewiesen werden. Wenn die ukrainische Versicherung keinen Versicherungsschutz im Ausland bietet, kann alternativ in Deutschland eine sogenannte Grenzversicherung abgeschlossen werden.
Das heißt, wenn der ukrainische Fahrer den Unfall allein verschuldet hat, übernimmt seine Kfz-Haftpflichtversicherung den Schaden am Fahrzeug des Unfallopfers. Den Schaden am Fahrzeug des Unfallverursachers zahlt – falls abgeschlossen – seine Vollkaskoversicherung. Nicht die Versicherung des Unfallopfers.
Das deutsche "Büro Grüne Karte e.V." reguliert Unfälle, die durch ausländische Fahrzeuge im Wohnsitzland des Geschädigten verursacht werden. In wenigen Ausnahmefällen kann auch die Verkehrsopferhilfe zuständig sein. Dies betrifft Personen, die unverschuldet in einen Unfall mit einem nicht versicherten ukrainischen Fahrzeug verwickelt werden. In diesem Fall kann man seine Ansprüche beim „Entschädigungsfonds für Schäden aus Kraftfahrzeugunfällen“ geltend machen, dessen Träger die Verkehrsopferhilfe ist.
Fake News erkennen: Ist gute Recherche ausreichend?
Das Erkennen manipulierter Nachrichten und Informationen erfordert ein gewisses Maß an Medienkompetenz und kritischem Denken. Folgende Schritte können helfen, Falschinformationen auf die Spur zu kommen:
Überprüfung der Quelle: Eine der ersten Maßnahmen, um Fake News zu entlarven, ist die Überprüfung der Quelle. Seriöse Nachrichtenquellen sind in der Regel transparent in Bezug auf ihre redaktionellen Standards und Prozesse. Wenn eine Quelle unbekannt ist, sollte man ihre Glaubwürdigkeit in Frage stellen und prüfen, ob sie in der Vergangenheit verlässliche Informationen geliefert hat.
Cross-Referencing (Querverweise): Ein weiterer Ansatz ist das Cross-Referencing, also die Überprüfung der Information durch den Vergleich mit anderen Quellen. Wenn eine Nachricht nur von einer einzigen Website berichtet wird und kein anderes glaubwürdiges Medium darüber berichtet, könnte dies ein Hinweis auf Fake News sein. Eine Stichwortsuche nach Medienberichten, ein Faktencheck zu dem Ereignis oder eine Rückwärtssuche nach Bildern können helfen, Fakes zu erkennen.
Autorenschaft und Intention hinterfragen: Wer hat die Nachricht verfasst und warum? Sind die Autoren Experten auf ihrem Gebiet? Handelt es sich um eine Meinung oder um die Darstellung von Fakten? Die Intention zu hinterfragen kann helfen, zwischen ehrlicher Berichterstattung und gezielter Desinformation zu unterscheiden.
Emotionaler Appell: Fake News zielen oft darauf ab, starke emotionale Reaktionen hervorzurufen, sei es Schock, Wut oder Angst. Wenn eine Nachricht sehr emotional ist, sollte man besonders vorsichtig sein und die Fakten überprüfen.
Faktencheck-Dienste nutzen: Es gibt zahlreiche Dienste wie „Correctiv“, „Mimikama“, „ARD-Faktenfinder“ und „Volksverpetzer“, die sich auf die Überprüfung von Nachrichten spezialisiert haben. Ein Team aus Expertinnen und Experten sowie unabhängigen Journalistinnen und Journalisten prüft fragwürdige Nachrichten, Bilder, Webseiten oder Videos auf ihren Wahrheitsgehalt. Sie weisen darauf hin, welche Aussagen oder Informationen falsch oder aus dem Zusammenhang gerissen sind. Diese Plattformen können helfen, verdächtige Nachrichten zu verifizieren oder zu widerlegen.
Gerade in den sozialen Medien ist es oft schwierig, seriöse Informationen zu erkennen. Nirgendwo verbreiten sich Nachrichten so schnell wie auf Instagram, X, TikTok und Co. Oft handelt es sich dabei um angebliche Augenzeugenberichte oder persönliche Erlebnisse. Ob diese echt sind oder es sich um Fakes handelt, ist meist nicht eindeutig nachvollziehbar. Gerade in sozialen Medien ist Skepsis gegenüber unbekannten Quellen angebracht. Bevor Informationen geliked oder geteilt werden, sollten sie daher genau überprüft werden, zum Beispiel durch Recherchen bei offiziellen Medien.
Woran kann man verlässliche Quellen erkennen?
Verlässliche Quellen zeichnen sich durch verschiedene Merkmale aus. Trotzdem können auch ihnen redaktionelle Fehler unterlaufen oder ein schwarzes Schaf unseriös arbeiten.
Transparenz: Vertrauenswürdige Medien machen ihre redaktionellen Richtlinien und Korrekturprozesse transparent. Sie gewähren Einblick in ihre Arbeitsweise und geben Fehler offen zu.
Reputation und Fachkompetenz: Quellen, die auf eine lange langjährige genaue und faire Berichterstattung zurückblicken können, gelten oft als vertrauenswürdig. Dies schließt die Einhaltung journalistischer Standards und die Beschäftigung von Experten in verschiedenen Bereichen ein.
Klare Trennung von Nachrichten und Meinungen: Seriöse Nachrichtenorganisationen unterscheiden klar zwischen Nachrichtenberichten und Meinungsbeiträgen. Diese Unterscheidung ist wichtig, um objektive Fakten von subjektiven Meinungen zu trennen.
Vielfalt: Nachrichten, die von vielen verschiedenen, seriösen Quellen bestätigt werden, sind glaubwürdiger. Einseitige Berichterstattung kann auf Voreingenommenheit oder Desinformation hindeuten.
Strafbarkeit von Falschmeldungen
In Deutschland gibt es aktuell kein Gesetz, welches das generelle Verbreiten von Fake News unter Strafe stellt.
Verletzen Fake News das allgemeine Persönlichkeitsrecht einer oder mehrerer Personen, gibt es jedoch Straftatbestände wie
die üble Nachrede nach § 186 Strafgesetzbuch (StGB),
die Verleumdung nach § 187 StGB,
die Beleidigung nach § 185 StGB
worauf sich Opfer und Betroffene berufen können und entsprechende Strafanzeige gegen die Urheber erstatten können. Möglich sind dann Geld- oder Freiheitsstrafen für die Verursacher. Einem besonderen Schutz unterliegen Personen des politischen Lebens. Werden diese Opfer übler Nachrede oder Verleumdung, welche die Stellung des Betroffenen im öffentlichen Leben gefährdet und dessen Wirken erschwert, erhöhen sich die Strafen für die Täter.
Ein weiterer Straftatbestand ist die Volksverhetzung nach § 130 StGB. Leugnet, billigt, verherrlicht oder würdigt jemand die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft, droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.
Auch, wenn die Fake News mit dem Ziel verbreitet werden, die Börsenkurse zu beeinflussen und damit Gewinne zu erwirtschaften, liegt eine strafbare Handlung vor.
Auch wenn es momentan noch Gesetzeslücken gibt, bewegt sich das Verbreiten von Falschmeldungen nicht im rechtsfreien Raum. Gezielte Manipulation und Desinformation sind auch nicht vom Recht auf freie Meinungsäußerung abgedeckt.
Fazit:
Fake News sind eine Herausforderung, die durch das Aufkommen der digitalen Medienlandschaft verschärft wurde. Obwohl sie schwerwiegende Auswirkungen auf den öffentlichen Diskurs und die Demokratie haben können, gibt es wirksame Methoden, um ihrer Verbreitung entgegenzuwirken. Durch sorgfältige Recherche, kritisches Denken und die Nutzung vertrauenswürdiger Quellen kann jeder dazu beitragen, Desinformation zu entlarven und sich eine fundierte Meinung zu bilden. In einer Welt, in der Informationen jederzeit und überall verfügbar sind, ist Medienkompetenz wichtiger denn je.
Laut Wikipedia bezeichnet Medienkompetenz die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte entsprechend den eigenen Zielen und Bedürfnissen sachkundig zu nutzen.