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Fassadenhacker Buntspecht - Schäden vermeiden
Dresden, 12. September 2024 | (ks)
Mauerspechte nannte man die Souvenirjäger, die nach dem Fall der Berliner Mauer Stücke aus dem Betonwall klopften. Fassadenhacker dagegen sind Buntspechte, die Löcher in Hauswände picken und so Bauschäden verursachen. Doch warum machen sich diese interessanten Vögel überhaupt an Steinmauern zu schaffen? Und was hilft dagegen?
Trommeln und krächzen zur Paarungszeit
Im Februar/März geht es los. Der Buntspecht (Dendrocopos major) verkündet sein paarungsbereites Dasein nicht mit einem flötenden Reviergesang. Er bedient sich eines eher einsilbigen krächzenden Balzruf. Den ergänzt er akustisch durch ein schwirrendes Trommeln von eineinhalb Sekunden. Dieses soll nicht nur ein Weibchen anlocken, sondern auch männliche Rivalen von seinem Brutrevier fernhalten. Als Resonanzkörper dienen ihm hohle Äste. Im städtischen Raum erweitern die gefiederten Anpassungskünstler ihr Drumset um Metall und Blech städtischer Architektur wie Fernsehantennen, Blechdächer, die Gehäuseschirme von Verkehrsampeln, Trambahnleitungen, Hausfassaden und Straßenschilder. Und so erklingt ein Sound, der manchem Stadtbewohner gar frühmorgens den Schlaf rauben kann.
Warum trommelt der Specht auch an Fassaden
Ist für Herrn Specht sein Drumbeat nur Mittel zum Paarungszweck, so möchte er vor allem mit der Spechtfrau seines Herzens eine Brut- und Schlafhöhle beziehen. Am liebsten mag er alte abgestorbene Bäume als naturbelassene, ökologisch einwandfreie Behausung. Doch auch ihn trifft im städtischen Raum die Wohnungsnot. Alte Bäume fallen dem Häuserbau zum Opfer. Kranke oder beschädigte Bäume und abgestorbene Äste werden vorsorglich entfernt, damit Menschen nicht zu Schaden kommen.
Der clevere Vogel suchte und fand Ersatz an Hausfassaden. Wahrscheinlich hat er diese Alternative bei seiner universellen Nahrungssuche entdeckt. Mit seiner langen Widerhakenzunge holt er zwar vor allem Käferlarven aus morschem Holz. Er kann aber auch Insekten von Blättern, Baumrinde und anderen Oberflächen wie Hauswänden ablesen. Dabei entdeckt der Specht den hohlen Klang des Wärmedämmverbundsystems nicht nur für seine akustischen Zwecke. Er erkennt schnell, dass sich darunter eine Wohngelegenheit herstellen lässt. Schließlich fliegt das Männchen im zeitigen Frühjahr gezielt die Bäume seines Reviers ab und prüft mit dem Schnabel die Materialqualitäten am Klang, wie die Seite gebäudebrueter.de schreibt. Die Putzwand-Hackerei bietet dem Specht zudem eine unübertroffene Effizienz: Während der Höhlenbau in einem Baumstamm zwei bis drei Wochen dauert, ist die Schlafhöhle an der Fassade in wenigen Tagen bezugsfertig, so der Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern (LBV).
Spechte suchen auch ungedämmte Fassaden auf. Aus alten Gerüstlöchern, Spalten unter Fensterbänken oder Putzrissen holen sie sich die darin versteckten Insekten. Manchmal entfernen sie dabei einzelne, lose Putzteile. Dieser Schaden hält sich aber meist in Grenzen. Auch Holzverkleidungen an Gebäuden werden untersucht und manchmal regelrecht durchlöchert.
Denn der Specht ist emsig, kommt mit Hämmern gut voran und belässt es meist nicht bei einem Loch. Er schafft sich ein ganzes Höhlen-Immobilien-Portfolio. Gefiederte und vierbeinige Untermieter ziehen dann in die Höhlen ein, die er nicht nutzt. Die tierische Wohngemeinschaft ist komplett.
Denn der Specht ist emsig, kommt mit Hämmern gut voran und belässt es meist nicht bei einem Loch. Er schafft sich ein ganzes Höhlen-Immobilien-Portfolio. Gefiederte und vierbeinige Untermieter ziehen dann in die Höhlen ein, die er nicht nutzt. Die tierische Wohngemeinschaft ist komplett.
Bauschäden versus Schutzstatus
So possierlich sie aussehen, so faszinierend ihr Treiben ist, so tierlieb man auch sein mag: Spechtlöcher in der Hauswand können die Dämmwirkung der Fassade beeinträchtigen und eindringende Feuchtigkeit die Bausubstanz schädigen. Buntspechte verursachen tierische Bauschäden mit nicht unerheblichen Kosten für deren Beseitigung. Zum Schutz der Wärmedämmung und des Gebäudes sollten die Löcher daher so schnell wie möglich wieder verschlossen werden.
Achtung! Heimische Spechte stehen unter dem Bundesnaturschutzgesetz. Nicht nur die Vögel selbst, sondern auch ihre Nist- und Zufluchtsstätten an Gebäuden sind deshalb ganzjährig geschützt. Demnach ist das Töten, Verletzen, Fangen sowie die Zerstörung der Quartiere oder Veränderungen daran zu jeder Jahreszeit nicht erlaubt. Der gleiche Schutz gilt für die Nach- beziehungsweise Untermieter wie Sperlinge, Stare oder Mauersegler.
Die Höhlen dürfen daher nur verschlossen werden, wenn sie unbewohnt sind. Fremdmaterialien beispielsweise Nester müssen vorher entfernt werden – diese könnten sonst in der Dämmschicht faulen. Während der Vogelbrutzeit (April bis August) ist daher besondere Vorsicht geboten. Eine Ausnahmegenehmigung für das Sanieren der Löcher durch die zuständige Naturschutzbehörde ist erforderlich.
Mit der Sanierung der Spechtlöcher werden alle Bewohner obdachlos. In den meisten Fällen muss ihnen Ersatz angeboten werden. Mit geeigneten Nistkästen und Fassadenquartieren für Gebäudebrüter kommt man der gesetzlichen Verpflichtung zum Quartierschutz nach. Andere Vogelarten nutzen auch Nistkästen an Bäumen. Dem Buntspecht selbst kann man jedoch außer geeigneten Bäumen kaum eine Alternative bieten: Er ist ein Fan des DIY-Höhlenbaus und nutzt fertige Nistkästen nur selten.
Sind solche Schäden an der Fassade versichert?
Für Schäden an Gebäuden ist grundsätzlich zunächst die Wohngebäudeversicherung zuständig. Aber nur in modernen Tarifen wie dem der Wohngebäudeversicherung der Sparkassen-Versicherung Sachsen sind die Kosten für die "Beseitigung von Schäden durch Tierbisse" im Rahmen vertraglich festgelegter Entschädigungssummen mitversichert. Wir empfehlen, bestehende Verträge regelmäßig zu überprüfen und an die aktuellen Tarife anzupassen.
Vergrämungsmaßnahmen - die Spechte verscheuchen
Experten und Naturschutzverbände nennen eine Reihe von Maßnahmen, so genannte Vergrämungsmaßnahmen, um Spechte von Hauswänden fernzuhalten. Einen hundertprozentigen Schutz bieten sie jedoch nicht. Zudem sind die Vögel intelligent und flexibel, so dass wahrscheinlich mehrere Abwehrmaßnahmen ergriffen werden müssen. Nicht alle sind eine Zierde für die Hausfassade und nicht alle Hausbesitzer haben die Zeit, einen Specht stundenlang und in Echtzeit zu verscheuchen.
Allgemeine Tipps und Maßnahmen, die der LBV vorschlägt:
- Gewöhnungseffekte vermeiden, Attrappen regelmäßig umsetzen
- Vergrämungsmaßnahmen großflächig anlegen, um Ausweichmanöver auf andere Flächen zu vermeiden
- Präventiv auch bisher nicht behackte Flächen schützen
- Vergrämungsmaßnahmen dauerhaft am Haus lassen, bei Entfernung kommt der Specht meist zurück
Was man noch tun kann:
- Fassadenhacker stören und vergraulen
Der Specht muss erkennen, dass diese Fassade kein Platz zum ungestörten Hacken ist. Er darf sich gar nicht erst häuslich niederlassen. So stört und nervt man ihn: Mit einer Lampe in die Höhle leuchten, lautes Klatschen, Trommeln, Pfiffe, Geräusche durch Flattervorhänge aus Plastikbändern oder Windspiele, bewegliche Lichtreflexe durch Ketten aus CDs oder Spiegelfalze, Bewegung durch das Wedeln mit Tüchern oder flatternde Wimpelketten.
Vogelscheuchen und lebensechte Attrappen natürlicher Feinde wie Uhu, Sperber und Habichte anbringen. Wenn diese sich allerdings nicht arttypisch bewegen, kann es sein, dass der Specht sie schnell als harmlos erkennt und weitermacht.
Im Internet findet man Fachhändler, die verschiedene moderne Vogelabwehrsysteme wie Knallschreckgeräte und Vogelattrappen anbieten. Die gute alte Vogelscheuche kann auch in einer beweglichen Variante selbst gebaut werden.
- Bauliche Maßnahmen an der Fassade
Oft wird der Einbau von glatten Putzen empfohlen. Aber Spechte können sich laut Vogelexperten noch an Putzkörnungen von zwei bis drei Millimetern festhalten – wenn auch nicht so gut wie an Rauputz. Auch ein dickerer Putz hilft nicht immer, dem Specht das Fassadenhacken zu verleiden.
Feinmaschige, straff gespannte Drahtnetze an den Fassaden oder dünne Metallbleche an den Hausecken verhindern, dass der Specht neue Löcher in den Putz hackt. Auch Fassadenbegrünungen sind hilfreich, da Spechte dichten Strauchbewuchs meiden.
An Verkleidungen aus Metall, Acryl, Kunststoff oder glatt beschichteten Faserzementplatten rutschen sie ab und verlieren eventuell die Lust auf das Gebäude.
Fachkundige Beratung und Hilfe bieten hierfür Fachfirmen an, die auch Spechtlöcher reparieren. - Natürlichen Lebensraum erhalten
Ein bisschen mehr Mut zur Wildnis im eigenen Garten nach dem Motto "Nicht alles, was tot ist, muss hässlich sein" erleichtert die Symbiose von Mensch und Tier. Der LBV: "In vielen Fällen könnten Spechtbäume erhalten werden. Zum Beispiel durch einen Entlastungsschnitt. Dabei werden gefährliche, überhängende Äste entfernt, der Stamm bleibt aber erhalten. Stehendes Totholz (sofern keine Gefahr davon ausgeht) bietet Spechten und anderen Tieren Lebensraum und Nahrungsgrundlage. Von einem naturnahen Garten profitieren auch die Verwandten des Buntspechts. Grün- und Grauspecht sind inzwischen auch in Städten anzutreffen. Als Erdpicker jagen sie Ameisen und lieben und brauchen verwilderte Ecken.
Spechte sind interessante und wertvolle Vögel. Dazu noch drei Aspekte.
Exkurs 1: Faszinierende Tiere ohne Kopfschmerzen
Wer schon einmal einen Specht tagelang an einer Hauswand hämmern gesehen hat, fragt sich unwillkürlich, wie er das aushält. Der Specht bekommt vom Trommeln keine Kopfschmerzen. Er ist sozusagen ein gefiederter Dickschädel. Der Spechtschnabel ist so gebaut, dass er die Wucht des Schlages abfangen kann. Und die knöcherne Schädeldecke ist dicker als bei anderen Vögeln. Außerdem befindet sich zwischen Schnabel und Schädel eine Art Stoßdämpfer: Die beiden Teile sind elastisch miteinander verbunden, so dass die Stoßenergie in Drehenergie umgewandelt wird.
Exkurs 2: Gesundheitspolizei des Waldes
Spechte nehmen als die Gesundheitspolizei des Waldes eine wichtige ökologische Schlüsselrolle für Pflanzen und Tiere ein. Mit ihrem Schnabel hacken sie Insekten und deren Larven aus dem Holz oder ziehen sie mit ihrer vier Zentimeter langen Zunge wie mit einer Harpune aus den Larvengängen. Ohne Spechte gäbe es viel mehr Holzschädlinge und weniger gesunde Wälder.
Exkurs 3: Vielfältige und artenreiche Spechtfamilie
Wenn eingangs von Mauerspechten die Rede war, so gab es in den Umbruchzeiten deutscher Geschichte den sogenannten Wendehals. Jemand, der aus Opportunismus plötzlich das politische Lager wechselt. Zur Ehrenrettung: Im Tierreich ist der Wendehals ist ein ökologisch wertvoller Specht. Im Vogelportrait des NABU: "Der Wendehals gehört zur Familie der Spechtvögel, auch wenn er von Optik und Verhalten in keiner Weise an einen Specht erinnert: Er trommelt nicht, baut keine Höhle und läuft nicht senkrecht den Stamm entlang, wozu ihm auch die versteiften Schwanzfedern fehlen würden." Ein Glück, dass der Wendehals nicht als Fassadenhacker unterwegs ist.
Quellen und weiterführende Informationen:
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