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Warum wir alle Lebenszeit gewinnen
Dresden, 07. März 2024 | GDV/(ks)
Rechnen Sie mit einem langen Leben, so lautet ein Grundsatz, wenn es um die Gestaltung der eigenen Altersvorsorge geht. Auch in der sozialpolitischen Diskussion um die Zukunftsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung spielt die steigende Lebenserwartung eine wichtige Rolle. Und ja, wir alle haben schon Lebenszeit gewonnen. Wie wertvoll dieser Zugewinn an Lebenszeit ist, welche Chancen sich daraus ergeben, wird erst im Vergleich mit früheren Generationen deutlich. Die Initiative „7 Jahre länger" des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat das Thema Lebenszeitgewinn genauer unter die Lupe genommen.
Die Lebenserwartung hat sich innerhalb von 150 Jahren verdoppelt
So lag die Lebenserwartung für Neugeborene um 1880 laut amtlicher Statistik noch bei 41 Jahren (Jungen) beziehungsweise 44 Jahren (Mädchen). Heute hingegen können neugeborene Jungen auf durchschnittlich 90 Jahre hoffen, Mädchen sogar auf 92 Jahre. Die Lebenserwartung hat sich also innerhalb von 150 Jahren mehr als verdoppelt! Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts ist damit erstmals das entstanden, was Soziologen „gesicherte Lebenszeit“ nennen. Wir sind also Lebenszeitgewinner.
Denn was bedeutet „sichere Lebenszeit“? Sie gibt uns die Chance, langfristig zu planen. Es bedeutet mehr Zeit für Selbstverwirklichung und persönliche Entfaltung: für Bildung, Reisen oder Hobbys. Und es bedeutet Entschleunigung und mehr Flexibilität im Leben. Für ein Probejahr oder ein Sabbatical aussetzen? Sich für das Studium oder die Familienplanung etwas mehr Zeit nehmen? All das ist ein Luxus, den sich die Masse unserer Vorfahren nicht leisten konnte. Sie lebten in einem viel schnelleren Rhythmus, der keinen Platz für Müßiggang und zeitraubende Experimente ließ. Auch deshalb sind wir Lebenszeitgewinner.
Die steigende Lebenserwartung verlängert vor allem die letzte Lebensphase: den Ruhestand. Als die gesetzliche Rentenversicherung 1891 in Deutschland eingeführt wurde, erreichte nur ein Drittel der Menschen überhaupt das Renteneintrittsalter, das damals bei 70 Jahren lag. Von den heute in Deutschland Geborenen werden mehr als 90 (!) Prozent 67 Jahre alt. Und die, die es bis dahin schaffen, haben dann noch rund 25 Jahre vor sich. Im Durchschnitt wohlgemerkt.
Eine vierte Periode ist entstanden: die Alterspubertät
Für manche Experten ist die Einteilung des Lebens in drei Phasen deshalb längst nicht mehr zeitgemäß: Sie sehen eine vierte Periode angebrochen: die „Alterspubertät“. Sie reicht vom Eintritt in den Ruhestand bis zu dem Zeitpunkt, an dem die körperlichen Einschränkungen so groß sind, dass man wirklich sagt: „Jetzt bin ich alt“. Es ist ein langer Abschnitt, der durchaus zwischen 65 und 80 Jahren liegen kann. Ähnlich wie in der Jugend ist es eine Zeit, in der man neue Dinge ausprobieren kann, für die vorher im Berufsleben wenig Platz war: ein neues Studium, eine neue Sportart, ein Ehrenamt oder auch eine neue Liebe?
Das sollte uns allen bewusst sein: Der Ruhestand ist eigentlich ein „Unruhestand“. Er bedeutet nicht Stillstand oder nahendes Ende, sondern Aufbruch und Abenteuer - verbunden mit viel Lebensqualität. Es ist eine Phase für Lebenszeitgewinner.
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