Wer rastet, der rostet? Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Was ist dran an solchen Sprichwörtern - und was ist Unsinn? Das haben die Experten der Initiative "7 Jahre länger" des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zusammengetragen. Und mit einigen Stereotypen über das Älterwerden räumen wir auch gleich auf. Schließlich sollte man das zu Ende gehende Jahr nutzen, um ein wenig Gedankenmüll zu entsorgen.
„An Apple a Day keeps the Doctor away“
Das Sprichwort - zu Deutsch „Ein Apfel am Tag hält den Arzt fern“ - tauchte erstmals 1866 in einer walisischen Zeitschrift auf. Populär wurde er im 20. Jahrhundert, als die Forschung zunehmend die lebensverlängernde Wirkung von Obst und insbesondere von Äpfeln erkannte. Die Früchte sind wahre Nährstoffbomben voller Vitamine, Spurenelemente und Ballaststoffe. So kann ein Apfel pro Tag tatsächlich die Herzgesundheit fördern und die Verdauung unterstützen. Kürzlich haben Wissenschaftler zudem herausgefunden, dass eine tägliche Ration Boskop, Pink Lady & Co. die Gehirnzellen schützt und das Wachstum von Krebsgeschwürenverlangsamt. Natürlich gehört zu einer ausgewogenen Ernährung mehr, und ein Apfel allein löst nicht alle Gesundheitsprobleme.
„Wer rastet, der rostet.“
Dieses Sprichwort stammt aus dem Mittelalter und könnte wahrer nicht sein. Denn wenn wir uns zu wenig bewegen, baut unser Körper ab. Ähnlich wie Metall, das rostet, wenn es nicht regelmäßig benutzt oder gepflegt wird. Wer zum Beispiel seine Muskeln sich selbst überlässt, verkümmert. So verliert der Mensch ohne Sport bis zum 80. Lebensjahr bis zu 40 Prozent seiner Muskelmasse. Außerdem „rosten“ die Gelenke, werden steif und schmerzen. Weitere Folgen von Bewegungsmangel: Kreislaufprobleme und Bluthochdruck, ein verlangsamter Stoffwechsel und ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Typ-2-Diabetes. Amerikanischen Forschern zufolge ist Sitzen sogar mit Rauchen gleichzusetzen, denn die inaktive Körperhaltung hat ähnlich verheerende Folgen wie das Inhalieren von Tabak. Die Lebenserwartung sinkt um 20 Prozent, wenn man täglich mehr als sechs Stunden auf dem Allerwertesten verbringt.
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
Die Quintessenz dieses Sprichworts aus dem 17. Jahrhundert: Wer in jungen Jahren nicht fleißig lernt, bekommt keine zweite Chance. Denn irgendwann gibt das Gehirn den Geist auf - und wir verlieren unsere Lernfähigkeit. Inzwischen weiß die moderne Wissenschaft, dass das Unsinn ist. Unser Gehirn bildet ein Leben lang neueneuronale Verbindungen und bleibt so formbar und anpassungsfähig. Studien zeigen, dass auch ältere Menschen in der Lage sind, neue Sprachen zu lernen, künstlerische Fähigkeiten zu entwickeln und komplexe berufliche Fertigkeiten zu erwerben. Vielleicht etwas langsamer als Jüngere, aber vorhandene Wissens- und Erfahrungsschätze können diesen „Nachteil“ ausgleichen. Zudem zeigt die Forschung zur kognitiven Reserve, dass kontinuierliches Lernen und geistige Aktivität im Erwachsenenalter das Gehirn gesund und flexibel halten. Korrekterweise müsste das Sprichwort also lauten: Was Hänschen nicht gelernt, lernt der Hans noch.
"Leben und leben lassen"
„verlängert das Leben“. So könnte man diese Redewendung, die ihren Ursprung in chinesischen Schriften aus dem 6. Jahrhundert hat, erweitern. Denn Studien zeigen, dass sich Charaktereigenschaften wie Toleranz, Offenheit und Freundlichkeit positiv auf die Lebenserwartung auswirken. Die Erklärung der Forscher: Wer anderen Menschen und Lebensentwürfen offen und akzeptierend begegnet, ist ausgeglichener, leidet seltener unter chronischem Stress und Depressionen, kann besser mit Konflikten umgehen und enge soziale Beziehungen aufbauen. Auch die eigene Lebensführung profitiert von einer offenen Grundhaltung. So sind tolerante Menschen meist offener für neue Erfahrungen und es fällt ihnen leichter, ihren Lebensstil zu ändern. Zum Beispiel mehr Sport zu treiben oder eine neue Ernährungsweise auszuprobieren.
„Vorbeugen ist besser als heilen"
Dieser Spruch hat seinen Ursprung in der Antike. Schon Hippokrates, der Vater der Medizin, verwendete ihn in seinen Schriften, um auszudrücken, dass Vorbeugung die beste Methode ist, um gesund zu bleiben. Tatsächlich wissen wir heute: Viele Krankheiten sind auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen und damit von vornherein vermeidbar. Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind es fast die Hälfte, bei den Krebserkrankungen fast 40 Prozent. So ist das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, bei Nichtrauchern bis zu 20-mal geringer als bei Rauchern. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, kann durch regelmäßige Bewegung um fast 50 Prozent gesenkt werden. Wer wenig oder keinen Alkohol trinkt, bekommt so gut wie nie eine Fettleber. Und wer nicht übergewichtig ist, hat gute Chancen, nie an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“
Der Vater war groß - die Tochter auch. Die Mutter war ein Ass in Mathe - der Sohn auch. Oft sehen sich Kinder und Eltern ähnlich, denn Merkmale wie Haut- und Augenfarbe, Körpergröße und Intelligenz werden vererbt. Wenn es um die Lebenserwartung geht, sollte man sich aber nicht zu sehr auf die Geneverlassen. Wie lange wir leben, hängt nur zu etwa 30 Prozent vom Erbgut ab. Den Rest bestimmt der Lebensstil. Wie weit der Apfel vom Stamm fällt, ob wir das Alter unserer Eltern über- oder unterschreiten, wird also maßgeblich von Faktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegung, Ernährung und der Qualität sozialer Kontakte bestimmt.
„Man ist so alt, wie man sich fühlt“
Wer 60 Jahre alt ist, aber keinen großen Unterschied zu seinem 50-jährigen Ich an sich bemerkt, kann diesem Gefühl durchaus vertrauen. Denn Studien belegen, dass das subjektive Alter durchaus Rückschlüsse auf das biologische Alter und den tatsächlichen Zustand von Zellen und Organen zulässt. Ob Herz-Kreislauf-Gesundheit, kognitive Funktionen oder Entzündungsmarker: Alles deutet bei Menschen, die sich jünger fühlen, auch auf ein jüngeres biologisches Alter hin.
Die Ursache dafür, dass sich manche Menschen jünger fühlen, sehen die Forscher im Gefühl selbst. Wer sich jünger fühlt und eine positive Einstellung zum Älterwerden hat, zeigt oft eine höhere Lebenszufriedenheit und ist eher bereit, sein Leben aktiv und gesundheitsfördernd zu gestalten. Sei es durch Sport, vielseitige Interessen oder die Pflege sozialer Kontakte. Umgekehrt heißt das aber auch: Wer sich zum „alten Eisen“ zählt und dem Alter als Lebensabschnitt nichts abgewinnen kann, wird sich eher zurückziehen und vielleicht - weil es sich vermeintlich nicht mehr „lohnt“ - weniger auf sich achten.
So die Experten der Kommunikationsinitiative 7 Jahre länger.
In der Mottenkiste der Redensarten über das Älterwerden gibt es noch weitere, die zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören. Meist werden sie humorvoll oder kritisch verwendet. Letztlich verbergen sich dahinter aber auch Vorurteile oder stereotype Denkweisen. Redewendungen über das Alter spiegeln oft gesellschaftliche Einstellungen wider, die sich im Laufe der Zeit ändern.
Und hier noch eine kleine Auswahl:
„Je oller, je doller."
Bedeutung: Mit zunehmendem Alter wird man oft unkonventioneller oder mutiger.
Wahrheit: Stimmt teilweise! Viele ältere Menschen genießen ihre Freiheit mehr, da sie weniger an Konventionen gebunden sind. Doch nicht jeder wird im Alter wagemutiger.
„Alter schützt vor Torheit nicht."
Bedeutung: Auch ältere Menschen machen Fehler oder handeln unklug.
Wahrheit: Stimmt! Lebenserfahrung kann Fehlentscheidungen reduzieren, aber niemand ist vor Irrtümern gefeit.
„Mit dem Alter kommt die Weisheit."
Bedeutung: Ältere Menschen haben mehr Lebenserfahrung und sind klüger.
Wahrheit: Teilweise. Erfahrung macht oft weiser, aber Weisheit ist nicht automatisch ans Alter gebunden.
„Alt wie ein Baum werden."
Bedeutung: Ein langes Leben wird als erstrebenswert gesehen.
Wahrheit: Viele wünschen sich ein langes Leben, aber nur, wenn es gesund und erfüllt ist.
„Der Lack ist ab."
Bedeutung: Ältere Menschen verlieren an Attraktivität oder Vitalität.
Wahrheit: Nicht wirklich! Viele Menschen altern mit Würde und Ausstrahlung – Alter ist kein Makel.
Was uns als Unternehmen außerdem wichtig ist: Vielfalt und Diversität in der Arbeitswelt. Weder Alter, Herkunft, Geschlecht oder Religion spielen eine Rolle bei der Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten. Wir bekennen uns zur Charta der Vielfalt.
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