Herr Dr. Mehnert, Cyberattacken sind in aller Munde, die Cyberversicherung aber noch nicht. Woran liegt das?
Die Cyberversicherung ist in unserer Branche noch immer ein vergleichsweise neues Angebot und deshalb auch bei vielen Unternehmern noch nicht bekannt genug. Wir sind aber dabei, dies zu ändern.
Weil das Cyberrisiko nicht zu unterschätzen ist?
Richtig. Für Unternehmen ist es neben dem Risiko einer Betriebsunterbrechung zur größten Gefahr geworden.
Wird die Gefahr unterschätzt, weil sie „nur“ virtuell daherkommt?
Genau deshalb ist sie schwieriger zu fassen. Einen „normalen“ Einbruch kann man sich vorstellen und verschließt deshalb Türen und Fenster. Ein Einbruch in Datensysteme ist schwerer vorstellbar. Aber Sicherheitsmaßnahmen sind hier genauso notwendig, nicht selten sogar existenziell.
Setzt Ihre Cyberversicherung deshalb bereits bei der Prävention an?
Unsere Cyberversicherung leistet viel mehr als das, was man von herkömmlichen Versicherungen kennt. Sie hilft nicht nur bei Schäden nach einem Hackerangriff. Sie hilft zuerst einmal Unternehmen, ihre Systeme sicherer zu machen. Wir möchten damit vor allem kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen, die nicht über eigene spezialisierte IT-Bereiche verfügen.
Sie bieten dazu unter anderem einen Cyber- und Datenschutz-Führerschein an. Was verbirgt sich dahinter?
Cybersicherheit hat mindestens zwei Seiten - die technisch-organisatorische und die menschliche - und funktioniert nur im Zusammenspiel. Umfragen belegen aber, dass 42 Prozent der Mitarbeiter kein ausreichendes Bewusstsein für IT-Sicherheit haben. Im Präventionsbaustein unseres Cyber-Schutzes ist deshalb ein Mitarbeitertraining mit Zertifikat integriert.
Was passiert, wenn es trotz Vorsichtsmaßnahmen zum Hackerangriff gekommen ist?
Als Versicherung übernehmen wir die Kosten für die Schäden, die durch Datendiebstahl und dadurch bedingte Unterbrechung des Geschäftsbetriebs entstanden sind. Wir kommen auch für Schadenersatzforderungen von Dritten auf, die diese zum Beispiel wegen Datenmissbrauch oder Lieferverzug geltend machen, und wehren analog einer Haftpflichtversicherung unberechtigte Forderungen ab.
Hilft der Cyber-Schutz auch, Schäden für betroffene Unternehmen so gering wie möglich zu halten?
Ja. Wenn Daten ausgespäht oder gekapert wurden, kommt es darauf an, schnell die Ursachen zu klären, Schäden, zum Beispiel durch weitere Verbreitung von Schadsoftware, zu verhindern, die Daten schnell wiederherzustellen und die Systeme wieder zum Laufen zu bringen. Hier unterstützen wir mit Know-how, vermitteln IT-Forensik-Experten und bezahlen diese auch. Dazu können auf Unternehmer nach einer Cyberattacke noch Meldepflichten zukommen. Kunden, Geschäftspartner und gegebenenfalls die Öffentlichkeit müssen informiert werden.
Kann die Versicherung auch hier unterstützen?
Auch hier gehen die Leistungen unseres Sparkassen-Cyber-Schutzes weit über das bekannte Maß einer üblichen Versicherung hinaus. Aus der Erfahrung, dass eine Cyberattacke im Ernstfall nicht mit der Wiederherstellung der Daten erledigt ist, haben wir in das Leistungspaket die Rechtsberatung durch Fachanwälte für IT- und Datenschutzrecht genauso mit aufgenommen wie die Unterstützung durch Kommunikationsexperten. Im Ernstfall kümmern wir uns auch um die Information von Kunden und Geschäftspartnern und halten so Unternehmern den Rücken frei, damit sie sich ganz auf die Wiederherstellung ihres Geschäftsbetriebes konzentrieren können.