Sie sind hier: Startseite /Service /Blog
  • Unterschiedliche Menschen blicken erstaunt auf ihr Handy.

    Cell Broadcast als Katastrophen-Warnsystem im Test

Dresden, 1. Dezember 2022 | (ks)
 
Am 8. Dezember, ab 11 Uhr, wird vermutlich auf Ihrem Handy ganz ohne Ihr Zutun eine Textnachricht erscheinen und ein Tonsignal zu hören sein. An diesem zweiten bundesweiten Warntag testet Deutschland seine Warnsysteme und erstmals das neue Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast. Kein anderes Warnmittel kann so schnell so viele Menschen erreichen, sollte irgendwo ein Notfall eintreten. Die Erprobung unter Realbedingungen ist ein wichtiger Baustein für den endgültigen Start des Systems Ende Februar 2023.
 
 

Warntage sensibilisieren

Bundesweite Warntage haben zwei Funktionen. Erstens erproben Bund und Länder sowie die teilnehmenden Kreise, kreisfreien Städte und Gemeinden mit einem Probealarm ihre Warnmittel. Dazu gehören zum Beispiel Radio, Fernsehen, Internet, digitale Stadtanzeigetafeln, soziale Medien oder Warn-Apps. In diesem Jahr kommt erstmals Cell Broadcast hinzu. Zweitens soll der Aktionstag die Bevölkerung über die Warnsysteme bei Notlagen informieren und sie damit für Warnanlässe (zum Beispiel Naturkatastrophen, radioaktive Strahlung, Chemieunfälle, Brände oder Krankheitserreger) sensibilisieren.
Wie oft gibt es Warntage?
  • Ein Warntag findet zukünftig ein Mal pro Jahr statt. Der erste bundesweite Warntag seit der Wiedervereinigung hatte am 10. September 2020 Premiere. Er schlug fehl, denn die Warnsysteme in Deutschland reichten im Allgemeinen nicht, um die Bevölkerung rechtzeitig und ausreichend zu informieren. Sirenen beispielsweise waren nicht mehr flächendeckend vorhanden oder nicht funktionsfähig. Die Meldung der Warn-Apps Nina und Katwarn kamen erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an.
    Wie die Flutkatastrophen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021 zeigten, kommt vor allem nachts den Sirenen eine wichtige Weckfunktion der Bevölkerung zu. Denn schlafende Menschen sind über Warnmittel wie Rundfunk, Fernsehen, Internet oder per SMS nicht erreichbar.
     

    Kein Probealarm 2021

    Der ursprünglich für September 2021 geplante zweite bundesweite Warntag wurde auf 2022 verschoben. Darauf verständigten sich die Innenminister von Bund und Ländern. Die Ergebnisse des ersten Warntages hatten gezeigt, dass Warnmittel und Warnwege zum Teil neu konzipiert, wieder aufgebaut und zu einer praktikablen Testlandschaft mit entsprechenden Verantwortlichkeiten zusammengeführt werden mussten. Dass das Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast Bestandteil für effektive Bevölkerungswarnungen werden muss, war eine weitere Erkenntnis aus der Tragödie im Ahrtal. Die Einführung dieses Standards bedurfte der Umsetzung rechtlicher und technischer Rahmenbedingungen in den deutschen Mobilfunknetzen. Diese waren im Februar 2022 so weit abgeschlossen waren, dass nun am 8. Dezember die Erprobung stattfinden kann. Endgültig soll der CB-Standard im Februar 2023 eingeführt werden.
     

    Jährlicher Bevölkerungsschutztag soll eingerichtet werden

    Warntage erproben vor allem die Warnsysteme im Mix auf Tauglichkeit und Verbreitung. Ein wirksamer Katastrophenschutz benötigt auch eine vorbereitete und informierte Bevölkerung. Der geplante neue Bevölkerungsschutztag setzt darauf, über die mögliche Eigen-Vorsorge jedes Einzelnen aufzuklären und die Handlungskompetenz in Krisen und Notfällen zu stärken. Er ist Teil des neuen Bevölkerungsschutzprogramms, das die Bundesregierung als Reaktion auf Mängel und Versäumnisse im Katastrophenschutz aufgesetzt hat.

Was ist Cell Broadcast?

Cell Broadcast (auch als SMS-CB bezeichnet) ist eine Warnnachricht über das Mobilfunknetz, die von der Basisstation (Mobilfunkmast) direkt an alle Mobiltelefone (Handys und Smartphones) geschickt wird, die in dieser Funkzelle eingeloggt sind und den Dienst aktiviert haben. Eine normale SMS wird dagegen immer nur an einen Empfänger versandt. Die aktuelle Generation von Cell Broadcast Systemen kann innerhalb von Sekunden Millionen von Mobilfunkteilnehmern erreichen. Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist diese Reichweite mit keinem anderen Warnmittel möglich.
 
Der Warntext erscheint als Push-Nachricht auf dem Startbildschirm. Zusätzlich ist ein Alarmton zu hören, auch dann, wenn die Geräte auf lautlos stehen. Zusatz-Anwendungen sind für den Empfang nicht notwendig. Weder müssen Warn-Apps wie NINA oder Katwarn auf dem Mobiltelefon installiert sein, noch muss eine Mitteilungs-App für das Lesen von SMS geöffnet werden. Cell Broadcast funktioniert über das Betriebssystem der Geräte.
 

Welche Geräte sind derzeit auf den Empfang von Cell Broadcast vorbereitet?

Damit möglichst viele Bürger in Deutschland die Warnhinweise empfangen können, muss ein Mobiltelefon, das mit Cell Broadcast kompatibel ist, eingeschaltet und empfangsbereit sein. Es darf sich nicht im Flugmodus befinden. Das BBK bittet mit diesen Einstellungen um Mithilfe der Bevölkerung bei der Erprobung und empfiehlt außerdem, dass das neueste Update des Betriebssystems auf den Geräten installiert sein soll.
 
Die Hersteller der Mobiltelefone und die Mobilfunkanbieter bieten ebenfalls Informationen an.
 

Bei diesen Geräten können Sie davon ausgehen, dass sie kompatibel sind:

  • Smartphones von Apple ab dem iPhone 6s aufwärts mit Betriebssystem iOS Version 16, 15.7.1 und 15.6.1
  • Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android von der Android-Version 11 an aufwärts
 
Bei manchen Geräten muss der Cell-Broadcast-Empfang noch manuell aktiviert werden.
 
  • Beim iPhone findet man die Aktivierung über den Menüpunkt „Mitteilungen“ ganz unten in der Rubrik „Cell Broadcast Alerts".
  • Auf Android-Geräten findet man die Aktivierung in der Regel über den Menüpunkt "Einstellungen", dann „Sicherheit und Notfall“. Die Rubrik zum Ein- und Ausschalten der Nachricht heißt je nach Hersteller „Drahtlose Notfallwarnungen“ oder „Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte“.
 
Auf der Seite " Cell Broadcast" des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) finden Sie umfangreiche Informationen zum Thema allgemein und insbesondere auch zu technischen Fragen. Dazu gehören unter anderem:
 
  • Technische Voraussetzungen
  • Ausführliche Informationen der einzelnen Hersteller, wie man Cell Broadcast auf dem jeweiligen Gerät einrichten kann
 
Wie viele CB-geeignete Geräte es momentan in Deutschland gibt, kann das BBK noch nicht sagen. Es geht allerdings davon aus, dass am Warntag 2022 technisch gesehen schätzungsweise gut die Hälfte der Smartphone-Nutzer erreicht werden können.
 

Wem können Sie eine Rückmeldung geben, wenn Sie (k)eine Nachricht bekommen haben?

Dazu schreibt Verbraucherzentrale.de: Rückmeldungen zu Nachrichten aus Cell Broadcast und zu allen anderen Warnsystemen können Sie ab dem 8. Dezember auf der Internetseite warnung-der-bevoelkerung.de geben. Auch in der Warn-App NINA sowie auf den Internetseiten und Social-Media-Kanälen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sollen Rückmeldungen möglich sein.
 

Was sind die Vorteile des neuen Warn-Mittels?

Wie bereits ausgeführt, lassen sich mittels Cells Broadcast schnelle Warnungen an viele Menschen zeitgleich versenden. Wie das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mitteilt, besitzt das System im Warnmittel-Mix weitere Vorteile:
 
  • Gezielte Informationen: Warnungen können bundesweit oder nur gezielt für einzelne Regionen, die sich bis auf Häuserblocks runterbrechen lassen, versendet werden. Sie erreichen alle Personen, die sich mit ihrem Mobiltelefon im entsprechenden Gebiet aufhalten, also auch Besucher.
  • Datenschutz: Aufgrund seiner Funktionsweise benötigt das System keine einzelnen Telefonnummern und schützt so die Privatsphäre der Empfänger. Diese bleiben komplett anonym. Sie müssen sich auch nirgendwo anmelden.
  • Barrierearm: CB ist im Vergleich zu anderen Warnmitteln einfach in der Anwendung, da die vorherige Installation einer App oder eine Internetverbindung nicht erforderlich sind. Die CB-Nachrichten können in der Regel auch von älteren klassischen Handys empfangen werden. Ein Smartphone ist nicht erforderlich.
  • Funktioniert auch bei Netzüberlastung: Da es sich um einen einseitigen Sendevorgang handelt, der nur geringe Netzkapazität benötigt, wird die Nachricht auch dann angezeigt, wenn die Netze durch Telefonate oder Internetdienste überlastet sind. 
 

Gibt es auch Nachteile beziehungsweise Einschränkungen?

Das neue CB-System erweitert das modulare Warnsystem von Bund und Ländern, unterliegt aber auch Einschränkungen:
 
  • Bei Ausfall der Mobilfunknetze ist keine Versendung von Warnmeldungen möglich.
  • Über CB lassen sich ausschließlich Textnachrichten versenden. Wetterdarstellungen oder Karten von gefährdeten Gebieten – etwa Überflutungszonen – lassen sich damit nicht übertragen. Damit alle Empfänger im Bilde sind, müssen die Warnmeldungen in ihrer Kürze prägnant und verständlich formuliert sein.
  • Das BBK bezeichnet CB als ein "technisch sehr komplexes Warnmittel". Die Erprobung am Warntag dient auch zur Überprüfung, dass alle Beteiligten (Geräte-Hersteller, Mobilfunkanbieter, Ministerien und Behörden) die Komplexität gemeinsam im Griff haben.
 

Warum wird das neue Katastrophen-Warnsystem in Deutschland erst jetzt eingeführt?

In vielen Ländern sind CB-Systeme längst im Einsatz. In Japan warnt man über Cell Broadcast vor drohenden Erdbeben, in den USA vor Tornados. Auch Kanada und Neuseeland nutzen die Technik. Auch in anderen EU-Staaten wie den Niederlanden und Portugal ist der Standard längst im Einsatz. Deutschland hatte sich in den vergangenen Jahren gegen die Einführung von CB gesperrt, obwohl es dazu eine EU-Richtlinie gab. Die Komplexität der Einführung erschien zu groß. Ein Umdenken setzte erst nach den Flutkatastrophen 2021 ein.
 

Extra-Tipp: Nutzen Sie die MehrWetter App der Sparkassen-Versicherung Sachsen

Es gibt die großen Katastrophen, Notlagen und die kleineren Ärgernisse des Alltags. Zum Beispiel, wenn man beim Wandern in einen heftigen Regenguss gerät. Das muss nicht sein, denn Applikationen auf dem Handy helfen. Die kostenlose MehrWetter App (für Android und iOS) warnt nicht nur vor Unwettern, sondern hilft auch bei der Freizeitplanung. Präzise 5-Tages-Wetter-Prognosen für Freizeitaktivitäten wie Radfahren, Wandern, Golf, Wintersport, Grillen, Segeln oder Sonnenbaden lassen niemanden im Regen stehen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

 
Piktogramm Sprechblase
Nutzername
Noch keine Kommentare vorhanden.

Sparkassen-Immobilien-Schutz

Ob Haus oder Wohnung, ob selbst gebaut, gekauft oder gemietet – entscheidend ist die richtige Absicherung.

mehr...

Betreuer in Ihrer Nähe finden

Betreuer in Ihrer Nähe finden

Service Telefon