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Ein Mann ist keine Altersvorsorge
Dresden, 08.01.2019 | (ks)
Für Frauen sollte es heute selbstverständlich sein, ein Leben lang finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Das gilt auch und gerade für die Zeit nach dem Erwerbsleben. Denn Altersarmut ist in Deutschland nach wie vor weiblich. Der Grund dafür liegt im deutschen Rentensystem. Die Rente ist das Spiegelbild des Erwerbslebens - wer viel eingezahlt hat, bekommt auch viel heraus. Und nur wenige Frauen passen mit ihrer Erwerbsbiografie in das Korsett des idealen statistischen Eckrentners. Sich frühzeitig um Altersvorsorge und Vermögen zu kümmern, auch mit kleinen Beträgen anzufangen, kann aus diesem Dilemma herausführen. Denn viele Lebensgeschichten zeigen auch: Ein Mann ist keine Altersvorsorge.
Folgende Faktoren können weibliche Renten ruinieren:
- Geringere Erwerbsbeteiligung
Noch immer ist die Quote berufstätiger Frauen etwas niedriger als die der Männer. Sachsen ist jedoch deutschlandweit spitze, was den Anteil berufstätiger Frauen betrifft. Hier waren laut Statistischem Landesamt 78 Prozent der Frauen 2016 erwerbstätig.
- Häufige und längere Erwerbsunterbrechungen
Hier schlagen längere Kinderbetreuungszeiten oder berufliche Auszeiten für die Pflege von Angehörigen bei den Rentenpunkten negativ zu Buche.
- Höhere Teilzeitquote
Frauen arbeiten häufiger Teilzeit als Männer – das gilt insbesondere für Mütter. In Sachsen arbeiteten 2017 laut Statistischem Landesamt 48 Prozent der Frauen in Teilzeit (Männer 12 Prozent).
- Geringfügige Beschäftigung
Überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten in Minijobs ohne Sozialversicherungspflicht und Rentenversicherung.
- Geringerer Verdienst
Zum einen sind typische Frauenberufe meist im Bereich Pflege, Erziehung und Soziales angesiedelt. Diese Tätigkeiten werden vergleichsweise geringer entlohnt als Jobs in anderen Branchen. Zum anderen verdienen Frauen in vielen Berufen bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit immer noch ca. sechs Prozent weniger als Männer. Diese Lohnlücke berechnet der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap, den das statistische Bundesamt alle vier Jahre erhebt - zuletzt 2014.
Die Folge ist die Rentenlücke
Aus der Einkommenslücke resultiert auch eine Rentenlücke zwischen den Geschlechtern. Diese heißt Gender Pension Gap. Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) weist 2017 für Ostdeutschland einen Wert von 23 Prozent Unterschied aus und für Westdeutschland von 42 Prozent. Die Alterseinkünfte von Männern aus gesetzlicher Rente, gegebenenfalls Betriebsrente und privater Altersvorsorge sind also beträchtlich höher als die der Frauen. Die Rentenlücke verringert sich von Jahr zu Jahr sukzessive. Dennoch gehen Fachleute davon aus, dass sie erst in einigen Jahrzehnten – wenn überhaupt – vollkommen verschwunden ist.
Ein Mann ist keine Altersvorsorge
Erwerbsverläufe sind von persönlichen Wünschen und Faktoren geprägt. Hinzu kommen familiäre Entscheidungen von Paaren und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Vielen Frauen mangelt es noch am Problembewusstsein für ihre potenzielle Rentensituation. Auf den Faktor gut verdienender (Ehe)Partner als Versorger sollten sich Frauen lieber nicht verlassen. Gerade Scheidungen, Trennungen oder ein früher Tod des Partners bergen erhebliche Risiken arm zu werden.
Frau macht's schlauer bedeutet selber aktiv werden
Für Frauen ist es besonders wichtig, vor allem die gesetzliche Rente zu stärken. Deshalb müssen sie Fragen klären wie:
- Wer kümmert sich wie lange um Kinder und Haushalt?
- Wie soll der finanzielle Ausgleich aussehen, den derjenige bekommt, der zu Hause bleibt?
- Wie lässt sich der Erziehungsurlaub aufteilen, damit Ausfallzeiten gering bleiben?
Bei traditionellen Rollenverteilungen und nicht verheirateten Eltern ist es zudem wichtig, rechtliche Vorkehrungen zu treffen und Unterhaltsfragen zu regeln. Die Finanzexpertin und Autorin Helma Sick hat die Klärung solcher Fragen mal so betitelt: „Lieber jetzt unromantisch als später arm!" Aktiv werden heißt also: #FrauMachtsSchlauer und denkt an sich und später.
Flexibel vorsorgen
Möglichst frühzeitig sollten Frauen beginnen, sich eine Zusatzrente aufzubauen, auch wenn das anfangs nur mit kleinen Beiträgen möglich ist. Das kann eine Form der Betriebsrente oder eine private Altersvorsorge sein. Seit 2019 ist die Pflicht des Arbeitgebers, Betriebsrenten zu bezuschussen, gesetzlich verankert. Zudem fördert der Staat mit der Riester-Rente die private Altersvorsorge mit Zulagen. Sparerinnen erhalten die Zulagen und Steuervorteile auch während der Elternzeit und bei Teilzeitjobs.
Altersvorsorge auch bei geringem Einkommen
Vor allem Geringverdienende und Alleinerziehende können beim besten Willen nicht noch monatlich Geld fürs Alter abzwacken. Mit neuen gesetzlichen Regelungen will der Gesetzgeber seit 2018 hier helfen. So erhalten Arbeitgeber zum Beispiel Steuererleichterungen, wenn sie Geringverdienende beim Aufbau einer Betriebsrente unterstützen. Außerdem wurde die Grundzulage für die Riester-Rente erhöht. Und damit sich private Altersvorsorge auch lohnt – Zusatzrenten werden künftig nicht mehr voll auf die Grundsicherung im Alter angerechnet.
„Hope for the best, prepare for the worst“, heißt ein englisches Sprichwort. Also auf das Beste hoffen, aber auf das Schlimmste vorbereitet sein. Ist das nicht ein gutes Motto, wenn es um die weiblichen Finanzen geht? Fachlichen Rat und Hilfe finden Sie übrigens bei unseren Versicherungsexperten.
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