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  • Thermometer vor blauem Sommerhimmel mit glühender Sonne.

    Gesundheitsgefahr Hitze - Das müssen Sie wissen

Dresden, 21. Juli 2022 | (ks)
 
Hitzetage sind Extremwetterlagen. Durch den Klimawandel sind sie jetzt auch in Deutschland Dauerthema, zumindest im Sommerquartal. Denn nach der einen Hitzewelle ist vor der nächsten. Wir als Gesellschaft wissen noch viel zu wenig darüber, wie man mit Hitzebelastung umgehen muss. Und unterschätzen, dass Hitze lebensgefährlich sein kann. Extreme Hitzesommer werden wohl zur Normalität werden. Je mehr man über Hitze weiß und sich entsprechend anpasst, umso besser kann man sie verkraften. Was bei extremen Hitzeperioden zu beachten ist, darüber informiert unter anderem die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
 

Hitze-Definition

Dazu der Deutsche Wetterdienst (DWD): "Als extreme Hitze werden Wetterbedingungen bezeichnet, die durch hohe Temperaturen, unbehinderte Sonneneinstrahlung, schwachen Wind und zum Teil durch feuchte Luft (Schwüle) gekennzeichnet sind. Sie führen zu einem besonders starken Wärmeempfinden der Menschen." Als klimatologische Kenngröße nutzt der DWD die Begriffe "Heißer Tag" und "Tropennacht". Tage, an den die höchste Temperatur oberhalb von 30 °C  liegt, gelten als heiße Tage. In einer Tropennacht unterschreitet die niedrigste Temperatur nicht 20 °C .
 
Laut Umweltbundesamt prognostizieren Klimamodelle, dass der Anstieg der mittleren jährlichen Lufttemperatur zukünftig zu wärmeren beziehungsweise heißeren Sommern mit einer größeren Anzahl an Heißen Tagen und Tropennächten führen wird. Extreme Hitzeereignisse können dann häufiger, in ihrer Intensität stärker und auch länger anhaltend auftreten. Es gibt bereits belastbare Hinweise darauf, dass sich die maximale Lufttemperatur in Deutschland in Richtung extremer Hitze verschieben wird.
 

Hitze-Gefahr

Jenseits der 30-Grad-Marke werden die Temperaturen in Deutschland als heiß empfunden, ab 38 °C als sehr heiß. Die gesundheitliche Gefährdung ist hoch bis sehr hoch. Denn unter der hohen Wärmebelastung sind Anpassungsreaktionen des Organismus erforderlich, um die Körperkerntemperatur konstant bei 37 °C zu halten. Er wirft sozusagen sein körpereigenes Kühlsystem an. Involviert in die Vorgänge sind das Herz-Kreislauf-System und der Wasserhaushalt.
 
Bei Gesunden sind diese Anpassungsreaktionen normalerweise unproblematisch und laufen meist unbemerkt ab. Bei extremer und lang anhaltender Hitzebelastung kann allerdings der körperliche Selbsthilfemechanismus selbst gesunder Menschen überfordert werden.
 
Es gibt jedoch Menschen, deren Wärmeregulation eingeschränkt ist. Betroffen sind insbesondere Ältere (ab 65 Jahren), Säuglinge und Kleinkinder, Herzkreislauf- und Atemwegskranke, Suchtkranke, aber auch Menschen mit mangelnder Fitness. Bei ihnen kann es bereits an "nur" warmen Tagen zu gesundheitlichen Beschwerden oder schlechterem Befinden kommen. Auch Menschen, die im Freien oder körperlich schwer arbeiten sowie Menschen in besonderen Lebenslagen (beispielsweise Obdachlose) sind besonders gefährdet. Zum Hitze-Risiko kommt hinzu, dass bei hohen Temperaturen und intensiver Sonne die gesundheitsgefährdende Ozonbelastung steigt.
 

Hitze-Tote

Gesundheitliche Hitzeschäden können tödlich sein. Das wurde nun durch eine Studie belegt. Forschende des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Umweltbundesamts (UBA) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben die hitzebedingten Sterbefälle in Deutschland in den Jahren 2018 bis 2020 analysiert und die Ergebnisse im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht. Den Schätzungen zufolge gab es 2018 - dem zweitwärmsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 - etwa 8700 hitzebedingte Sterbefälle. 2019 waren es etwa 6900 und 2020 etwa 3700 Hitzetote. Im vergangenen Jahr (2021) wurde keine signifikant erhöhte Übersterblichkeit aufgrund von Hitze registriert.
 
Wie die Wissenschaftler:innen schreiben, verdeutliche die Analyse, "dass Hitzeereignisse weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen in Deutschland sind. Insgesamt bestehen nach wie vor die Notwendigkeit und Herausforderung, den Umgang mit Hitzeperioden in Deutschland deutlich zu verbessern und vulnerable Bevölkerungsgruppen adäquat zu schützen."
 
Laut Bundesumweltamt prognostizieren Modellrechnungen für Deutschland, dass zukünftig mit einem Anstieg hitzebedingter Mortalität (Sterblichkeit) von ein bis sechs Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg zu rechnen ist. Dies entspräche über 5000 zusätzlichen Hitze-Sterbefällen pro Jahr bereits bis Mitte dieses Jahrhunderts.
 

Hitze-Notfälle

In heißen Wetterperioden ist es deshalb wichtig, auf sich und seine Mitmenschen zu achten und Anzeichen von Hitze-Notfällen zu kennen. Die Betroffenen benötigen schnelle Hilfe. Auf ihrem Informationsportal www.klima-mensch-gesundheit.de hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) dazu umfangreiche Informationen zusammengestellt. Nachfolgend ein Überblick zu gesundheitlichen Problemen durch Hitze:
Hitzeerschöpfung
  • Ist es sehr heiß, schwitzen wir mehr als gewöhnlich. Das führt zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust und einer Abnahme des Blutvolumens im Kreislauf. Die Folge ist ein Abfall des Blutdrucks. Gleichzeitig steigt die Körpertemperatur – allerdings selten über 39 °C.
     
    Symptome: starker Durst, Schwäche, kalte feuchte Haut, niedriger Blutdruck mit hoher Pulsfrequenz, eine schnelle, aber schwache Atmung, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schwindel und Abgeschlagenheit.
     
    Maßnahmen: Reichlich trinken und den Körper zum Beispiel mit feuchten Handtüchern (kein Eis) kühlen. Hat sich der Zustand nach einer Stunde nicht verbessert oder ist die Körpertemperatur über 38 °C gestiegen, ärztlichen Rat konsultieren.
     
Hitzschlag
  • Schwitzen ist eine Reaktion des Körpers, die der Abkühlung dient. Bei großer oder langanhaltender Hitze kann diese Selbsthilfe des Körpers aber an ihre Grenzen stoßen. Ist eine Abkühlung durch Schwitzen nicht mehr möglich, kommt es zu einem Wärmestau: Die Körpertemperatur steigt schnell (innerhalb von 10 bis 15 Minuten) auf über 40 °C oder mehr an. In Folge dieser starken und plötzlichen Erhitzung schwillt das Gehirn an – ein sogenanntes Hirnödem – und es kommt zum „Hitzschlag“.
     
    Symptome: gerötete, heiße und trockene Haut, Übelkeit, Kopfschmerzen, Bewusstseinsveränderungen und Bewusstlosigkeit
     
    Maßnahmen: Notlage! Zuerst den Rettungsdienst (112) rufen und dann Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen: betroffene Person an einen kühlen Ort bringen und den Körper zusätzlich kühlen zum Beispiel durch kühle Umschläge.
Hitzekrämpfe
  • Wer sich bei Hitze körperlich anstrengt (zum Beispiel durch Laufen, Radfahren oder Gartenarbeit), schwitzt meist stark. Dadurch kann es im Körper zu einem Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten kommen. Elektrolyte sind Mineralstoffe (zum Beispiel Natrium oder Kalium), die dabei helfen, unter anderem die Nerven- und Muskelfunktion zu steuern. Die Muskulatur reagiert bei einem Mangel an Elektrolyten mit Krämpfen oder Muskelschmerzen.
     
    Symptome: schmerzhafte Muskelkrämpfe nach intensiver körperlicher (sportlicher) Betätigung, vor allem in den Beinen und Armen, aber auch im Unterleib
     
    Maßnahmen: An einem kühlen Ort ausruhen und viel trinken. Dauern die Hitzekrämpfe länger als eine Stunde an, ärztlichen Rat konsultieren.
Hitzekollaps/Hitzeohnmacht
  • Durch die Hitze erweitern sich die Blutgefäße in Armen und Beinen und es kommt zu einem Abfall des Blutdrucks. Die Folge ist eine verminderte Gehirndurchblutung, die wiederum zu Bewusstlosigkeit führt.
     
    Symptome: kurze Ohnmacht, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Schwindel, Übelkeit, Wärmegefühl, Durst, trockene Schleimhäute, anfangs meist Hautrötung verbunden mit starkem Schwitzen, später oft blasse Haut und kalter Schweiß
     
    Maßnahmen: Sofort den Rettungsdienst (112) rufen. Die betroffene Person sollte sich an einen kühlen Ort begeben, wo ein Ausruhen im Liegen möglich ist. Kleidung öffnen, den Körper kühlen. Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.
Sonnenstich
  • Ist der Kopf lange direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann dies zu einer Reizung der Hirnhäute (Meningen) und – in schweren Fällen – einem Hirnödem (Hirnschwellung) führen.
     
    Symptome: Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen, Fieber, geröteter Kopf, manchmal auch Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle
     
    Maßnahmen: Sofort in den Schatten. Kopf und Oberkörper leicht erhöht lagern. Viel trinken und mit kalten Umschlägen abkühlen.
Austrocknung des Körpers (Exsikose)
  • Bei der Exsikkose handelt es sich um einen spürbaren Flüssigkeits- beziehungsweise Wassermangel im Körper. Er wird durch Schwitzen oder eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr verursacht.

    Symptome:
     Durst, Trockenheit der Haut und Schleimhäute, Müdigkeit, Lethargie oder Verwirrtheit, verminderte Ausscheidung von stark konzentriertem Urin, Verstopfung, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe
     
    Maßnahmen:  Fehlende Flüssigkeit ausgleichen – viel trinken und besonders wasserhaltige Nahrung zu sich nehmen. Den Körper mit Elektrolyten versorgen. Elektrolyte finden sich in vielen Lebensmitteln wie beispielsweise in grünem Gemüse, Eiern, Erdnüssen, Mandeln, Geflügel, Käse, Milch und Meeresfrüchten, aber auch in Kochsalz. Deshalb auch normal gesalzene Speisen essen.
     

Hitzebedingte Unfälle - Versicherung

Wichtiger Tipp: In modernen Unfallversicherungsverträgen sind Schäden aufgrund von Bewusstseinsstörungen mitversichert.
Kreislaufprobleme, Benommenheit, Dehydrierung – diese hitzebedingten körperlichen Zustände können auch zu Unfällen führen. Beispielsweise, dass Menschen umkippen und sich dabei verletzen. Wer eine  Unfallversicherung der neuen Generation abgeschlossen hat, wäre bei bleibenden Schäden über diese Police versichert. Beziehungsweise bekäme Schmerzensgeld, sofern dieses vertraglich vereinbart wurde.
 
Hintergrund: Versicherungsprodukte werden permanent modernisiert und in ihrem Leistungsumfang angepasst. Unfälle infolge von Geistes- und Bewusstseinsstörungen waren früher meist per Ausschlussklausel vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Hier lohnt sich ein Blick in die Allgemeinen Versicherungsbedingungen der Unfallversicherung. In der Unfallversicherung der Sparkassen-Versicherung Sachsen beispielsweise gibt es Ausschlüsse nur noch für Trunkenheit innerhalb bestimmter Promille-Grenzen und bei Drogeneinfluss.
 
Durch eine Erweiterung des Unfallbegriffes ist der Schutz also wesentlich umfangreicher geworden. Bestehende Unfallversicherungen können Sie einfach überprüfen und auf den neuen Leistungsumfang umstellen lassen.
 
Junge Frau kühlt Gesicht

Hitze-Tipps

  • Ausreichend trinken (zwei bis drei Liter Flüssigkeit) - am besten Wasser, ungesüßte Tees, mineralstoffhaltige Getränke wie verdünnte Säfte. Keine eiskalten Getränke zu sich nehmen (könnte Magenprobleme verursachen.)
  • Alkohol meiden.
  • Mehrere kleine, leichte Mahlzeiten essen statt drei große. Deftiges Essen vermeiden.
  • Körperliche Aktivitäten und Erledigungen (inklusive Garten- und Hausarbeit) in die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegen.
  • Leichte, luftige, nicht zu enge und helle Kleidung aus atmungsaktiven Materialien tragen beispielsweise Leinen, Baumwolle, Viskose, Seide.
  • Für Luftbewegungen sorgen (Fächer, Ventilator)
  • Wasseranwendungen – feuchte, kühle Umschläge auf Arme, Beine, Stirn oder Nacken. Unterarme unter fließendes kühles Wasser halten oder Fußbäder machen. Achtung: Kein eiskaltes Wasser verwenden.
  • Kühlende Lotionen oder Sprays nutzen.
  • Schlafzimmer möglichst kühl halten. Als Bettdecke ein Leinentuch oder nur den Bettbezug verwenden. Leichte Nachtwäsche aus luftigen und atmungsaktiven Stoffen wie Baumwolle, Seide oder anderen Naturfasern tragen. Diese lässt sich auch vor dem Zubettgehen in einer Plastiktüte im Kühlschrank kühlen.
  • Wohnung/Haus verschatten mit Rollläden, Markisen, Sonnenschutzfolien, Sonnenschirmen und ähnlichem. Idealerweise ist der Sonnenschutz von außen angebracht, damit die Wärme nicht erst in Haus gelangt.

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