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    Warum eine lebenslange Rente zu Unrecht verpönt ist

Dresden, 09. Juni 2023 | GDV / (ks)
 
Niemand weiß, wie lange seine Ersparnisse im Alter reichen müssen. Zumal die gesetzliche Rente nur eine Basisversorgung abdecken wird.  Eine Verrentung des Vermögens löst dieses Problem. Sie ist aber verpönt – zu Unrecht. „7 Jahre länger“ eine Initiative der deutschen Versicherer unter Federführung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat ein paar Aspekte pro Verrentung unter die Lupe genommen.
 

Die eigene Lebenserwartung ist eine ungewisse Komponente

Die Deutschen leben immer länger. Sagt die Statistik. Heute geborene Jungen können im Schnitt mit gut 90 Jahren rechnen, sofern der Trend der vergangenen Jahre anhält. Zum Vergleich: Der Jahrgang 1970 hatte zur Geburt durchschnittlich etwa 80 Jahre vor sich.
 
Was die Statistik indes nicht verrät: Wie viel Lebenszeit jedem Einzelnen vergönnt ist. „Er kann Pech haben und schon mit 75 Jahren sterben, er kann aber auch Glück haben und 95 oder älter werden“, sagt Jochen Ruß, Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) in Ulm. Und diese Ungewissheit macht auch die finanzielle Absicherung des Ruhestands so schwierig. Schließlich sollte das Geld bis zum Lebensende reichen und nicht vorher schon zur Neige gehen.
 

Risiko: Geld ist vor dem Tod aufgebraucht

Bei der gesetzlichen Rente stellt sich diese Frage ja nicht. Klar, sie zahlt bis zum Tod. Bei der privaten Altersvorsorge ist das anders, hier haben Verbraucher die Wahl. Sie können von ihren Ersparnissen Monat für Monat einen Betrag entnehmen – mit dem Risiko, das ihr Guthaben irgendwann aufgebraucht ist. Oder sie schließen eine private Rentenversicherung ab. Sie zahlt – wie die gesetzliche Rente – unabhängig davon, wie lange der Kunde lebt.
 
Möglich wird das durch die Absicherung des Todesfallrisikos im Kollektiv. Ein Versicherer kalkuliert die monatliche Rente für seine Kunden auf Basis der geschätzten mittleren Lebenserwartung. Die ist zwar nur ein Mittelwert, und es gibt etliche Versicherte, die länger leben. Dass das Geld dennoch für sie ausreicht, liegt daran, dass es umgekehrt Menschen gibt, die eben früher sterben als der Durchschnitt. Für diese Personen müssen also weniger Renten gezahlt werden als kalkuliert. Das dadurch frei werdende Vermögen nutzt der Versicherer, um die Renten für die besonders Langlebigen zu finanzieren.
 

Verbraucher ziehen Einmalzahlung der Rente vor

Trotz der Planungssicherheit, die eine Rente bietet, ist diese selbst bei den meisten Menschen mit einer privaten Versicherung verpönt. Bei Fälligkeit ihrer Police wählen laut einer Umfrage zwei Drittel die Einmalzahlung. Laut Ruß spielt dabei häufig der Wunsch eine Rolle, den Angehörigen im Falle des Todes etwas vererben zu können, was bei der Rentenversicherung nur begrenzt möglich ist. Zwar lässt sich in den Verträgen eine Todesfallleistung für die Hinterbliebenen vereinbaren, im Kern dient das Produkt aber der finanziellen Absicherung des eigenen Ruhestands. „Die Rentenversicherung ist, wie der Name schon sagt, eine Versicherung – und zwar gegen das Risiko, länger zu leben, als das Geld reicht“, so Ruß.
Grafik über Bezugspunkte zur Einschätzung der eigenen Lebenserwartung

Wenn Menschen ihre Lebenserwartung schätzen, orientieren sie sich fälschlicherweise an den Lebensdaten ihrer Vorfahren.

Es gibt aber noch einen Grund, warum Menschen eine lebenslange Rente eher scheuen: das fehlende Wissen über die statistische Lebensdauer. Laut Umfragen unterschätzen die Deutschen ihre Lebenserwartung, je nach Quelle um fünf bis sieben Jahre. Der Grund: Menschen orientieren sich oft an der Lebensdauer ihrer Eltern oder Großeltern. Doch der Vergleich führt in die Irre. „Jede Generation lebt im Schnitt etwa fünf Jahre länger als die vorherige“, sagen die Altersvorsorgeexperten des Versicherungsverbandes GDV. Seiner Ansicht nach muss das Bewusstsein darüber gestärkt werden, etwa durch einen Ausweis der statistischen Lebensdauer im geplanten Renten-Informationsportal. Damit sollen Verbraucher in Zukunft ihre zu erwartenden Alterseinkünfte online abrufen können.

Altersvorsorge bekommt anderen Charakter

Auch Ruß hält mehr Aufklärung für nötig: „Man muss den Menschen besser vermitteln, wie hoch eine realistische Lebenserwartung ist. Und viel wichtiger: Wie hoch die Chance ist, noch deutlich länger zu leben als dieser Durchschnittswert.“ So hat beispielsweise ein heute 60-jähriger Mann immerhin eine Wahrscheinlichkeit von 33 Prozent, noch seinen 90. Geburtstag zu feiern. Solches Wissen könnte das Verhaltensmuster, das Psychologen mit „Gegenwartspräferenz“ bezeichnen, durchbrechen. Dahinter verbirgt sich das Phänomen, dass Menschen das Hier und Jetzt höher bewerten als die Zukunft. Und deshalb eben auch die Einmalzahlung der Verrentung vorziehen.
 
Dabei dürfte die Verrentung in Zukunft noch aus einem anderen Grund wichtiger werden. Der demografische Wandel setzt die Sozialsysteme unter Druck. Das Rentenniveau – das Verhältnis von Durchschnittsrente zu Durchschnittsverdienst – ist seit 2000 bereits von 53 auf 48 Prozent gefallen. Und es dürfte langfristig weiter sinken. Das heißt auch: Dem Sparen fürs Alter kommt eine andere Bedeutung zu.

„Private Altersvorsorge wird in Zukunft von vielen nicht mehr für die Finanzierung von Extras, sondern zur Sicherung des gewünschten Lebensstandards im Alter benötigt“. Jochen Ruß

Es geht dann eher darum, das Geld für Miete, Nahrungsmittel, Kleidung oder den kleinen Urlaub zu haben. Und zwar dauerhaft. „Jeder Mensch, der lebenslange Ausgaben hat, braucht ein lebenslanges Einkommen“, betont Ruß.
Seniorenpaar kocht gemeinsam

Beratung in Anspruch nehmen

Eine Verrentung des Vermögens ist also, werden die genannten Argumente bedacht, zu Unrecht verpönt. Viele wissen zudem nicht, dass ihnen entsprechende Produkte trotzdem ein hohes Maß an finanzieller Flexibilität lassen wie beispielsweise der Sparkassen-Tresor. Was das genau in verschiedenen Lebenssituationen bedeutet, lässt sich am besten in einem Beratungsgespräch klären.

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