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Mediation – Streit außergerichtlich beilegen
Dresden, 14. Juli 2022; aktualisiert: 27. Januar 2025 | (ks)
Mediation ist ein spezielles Verfahren der Streitbeilegung. Streitparteien suchen mit Hilfe eines ausgebildeten Streitschlichters (Mediator) selbst eine Lösung für die Beilegung ihres Konfliktes. Dieses Verfahren ist eine Alternative zu langwierigen und kostenintensiven Gerichtsprozessen mit ungewissem Ausgang. Rechtsschutz-Versicherungen übernehmen in der Regel die Kosten für die Mediation.
Alltägliche Konflikte können schnell eskalieren. Die Fronten verhärten sich dann und eine lösungsorientierte Kommunikation wird unmöglich. Man denke nur an Streitigkeiten mit den Nachbarn oder Scheidungen. Sicher – Gerichte können als letztes Mittel Recht sprechen und Paragrafen strapazieren. Ein Urteil oder ein Vergleich regelt, wie das aussieht. Ob beide Parteien das als gerecht empfinden, steht auf einem anderen Blatt. Ein juristisches Verfahren spaltet die Beteiligten in Gewinner und Verlierer. Hinzu kommen Kollateral-Schäden wie dauerhaft zerstörte Beziehungen, hohe Kosten und strapazierte Nerven.
Konflikte lösen und Beziehungen erhalten durch Mediation
Mediation bietet eine Alternative zum Rechtsweg, um Konflikte zu lösen. Grundsätze der Mediation sind Freiwilligkeit, Potential der Konfliktlösung und Autonomie der beteiligten Konflikt-Parteien (Medianten). Sie müssen die Bereitschaft und Fähigkeit mitbringen, Konflikte wirklich lösen zu wollen. Denn Mediation strebt kein Gewinner-Verlierer-Ergebnis an, sondern einen Konsens. Mediation eignet sich daher besonders für Streitigkeiten, bei denen die Beteiligten auch nach dem Konflikt miteinander auskommen wollen oder müssen. Dies ist häufig bei Konflikten im nachbarschaftlichen/mietrechtlichen, beruflichen, schulischen und familiären Umfeld der Fall.
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Gesetzliche Grundlage
Es ist gar nicht notwendig oder sinnvoll, jeden Streitfall auf dem Rechtsweg zu klären. Der Gesetzgeber sah das genauso. 2012 hat der Bundestag das Gesetz zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren zur außergerichtlichen Konflikt-Beilegung beschlossen. Im Gesetz sind unter anderem wesentliche Aufgaben, Pflichten, Anforderungen an die Ausbildung des Mediators/der Mediatorin und die Grundzüge des Verfahrens geregelt.
Was sind die Vorteile einer Mediation?
- außergerichtliches, gesetzlich festgelegt vertrauliches Verfahren
- auf freiwilliger und neutraler Basis
- Beachtung der Bedürfnisse und Interessen beider Konfliktparteien
- konstruktive Konfliktbearbeitung
- Begleitung durch die Mediatorin/den Mediator als eine neutrale, ausgebildete Person, die jedoch keine eigene Entscheidungsbefugnis hat
- Selbstbestimmtes Handeln in Eigenverantwortlichkeit – die Konfliktparteien erarbeiten die Konfliktlösung (unter Anleitung des Mediators) Schritt für Schritt selbst
- geringere Kosten als der Gerichtsweg
- weniger Zeitaufwand/kürzeres Verfahren
- kein Verlierer und Gewinner – beide Parteien können das Gesicht wahren
Welche Qualifikation und Rolle haben Mediatoren?
Mediator/in ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Mediatoren sind jedoch in der Regel für diese Rolle professionell ausgebildet und zertifiziert. Häufig handelt es sich um Juristen, die eine Zusatzausbildung absolviert haben. Sie bringen bereits ein gewisses Rüstzeug mit. Zum Beispiel professionell verhandeln zu können. Auch Mediatoren sind verpflichtet, sich regelmäßig fortzubilden. Zum Handwerkszeug eines Mediators gehören auch Einfühlungsvermögen, aktives Zuhören, Paraphrasieren und kommunikative Stärke. Sie beherrschen Techniken zur Intervention in der Gesprächsführung. So können sie auch mit unangenehmen Situationen umgehen. Außerdem können sie einen Perspektiven-Wechsel herbeiführen oder die wahren Wünsche und Bedürfnisse der Parteien herausarbeiten.
Mediatoren arbeiten überparteilich als unabhängige Dritte. Sie sind beiden Konflikt-Parteien gleichermaßen verpflichtet. Deshalb stehen sie den Parteien neutral gegenüber. Die Streitschlichter dürfen weder Entscheidungen treffen noch Lösungsvorschläge unterbreiten. Sie zeigen den Mediations-Ablauf auf, moderieren den Prozess, leiten zur Konflikt-Lösung an und unterstützen alle Beteiligten. Dabei weisen sie aber auch auf die Grenzen ihrer Kompetenz und Unparteilichkeit hin. Ihre Funktion trägt wesentlich dazu bei, Beziehungen zu erhalten oder wiederherzustellen.
Wie läuft eine Mediation ab?
Mediation läuft nach einem Schema ab, das sich häufig in fünf Phasen gliedert. Dabei werden zum einen die eigentlichen Ursachen des Konflikts erforscht. Zum anderen spielen die persönlichen Sichtweisen und Wünsche der Konfliktparteien eine wichtige Rolle.
Grundlage des Prozesses sind definierte Regeln, die von allen Beteiligten akzeptiert werden. Sie müssen für alle praktikabel sein. Dazu gehören ein respektvoller Umgang miteinander, gegenseitiges Zuhören und sich Ausreden lassen.
- Phase 1: Die Eröffnung
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- Aufklärung über Ablauf und Regeln, Festlegung von individuellen Regeln der Beteiligten (Medianten)
- Abschluss eines Mediationsvertrages
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- Phase 2: Die Klärung / Sammlung von Themen
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- Mediator verschafft sich einen Überblick über die Konfliktsituation - Erarbeitung einer Themensammlung
- Austausch von Standpunkten und Sichtweisen der Medianten bei ausgeglichenen Redeanteilen beider Parteien
- Mediator überprüft und festigt seine Eindrücke durch Techniken wie Zusammenfassen, Paraphrasieren, Verständnis- und Hintergrundfragen
- Veranschaulichung der Konfliktthemen auf Flipchart, Whiteboard oder Ähnlichem
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- Phase 3: Die Hintergründe
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- Herausarbeitung von Motiven, Gefühlen, Wünschen, Interessen und Bedürfnissen der Medianten (meist liegen hier unbewusste Ursachen des Konfliktes)
- Mediator beginnt mit einer langsamen Einleitung einer direkten Kommunikation zwischen den Medianten
- Durchführung von Einzelgesprächen, falls Prozess stagniert
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- Phase 4: Erarbeiten von Lösungen
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- Suche nach Lösungswegen durch die Medianden, dabei Anwendung kreativer Techniken wie beispielsweise Brainstorming, Mindmapping
- Sammlung und Bewertung der Vorschläge nach ihrer Realisierbarkeit für beide Parteien
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- Phase 5: Die Einigung
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- Festhalten einer erzielten Einigung
- schriftliche Fixierung im Rahmen einer Abschlussvereinbarung
- den Inhalt bestimmen die Medianden selbst
- Unterzeichnung der Vereinbarung durch die Medianden
- auf Wunsch ist Überprüfung durch einen Anwalt möglich
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Was kostet Mediation?
Mediation wird meist nach Stunden-Honorar abgerechnet. Das vereinbaren Mediator/in und Medianten miteinander. Das Honorar schwankt je nach Mediator/in und Fall. Die durchschnittlichen Stundensätze liegen ca. zwischen 150 und 300 Euro. Die Medianten teilen sich die Kosten. Die Dauer der Mediation bestimmt deren Kosten wesentlich mit.
Bezahlt die Rechtsschutz-Versicherung die Mediation?
Auch die Kosten für eine außergerichtliche Streitbeilegung übernimmt in der Regel die Rechtsschutz-Versicherung. Je nach Vertrag können die Leistungen unterschiedlich (Pausch- oder Höchstbetrag) ausgestaltet sein. Oftmals entfällt für Mediation – wie bei der ÖRAG Rechtsschutz-Versicherung – die üblicherweise vereinbarte Selbstbeteiligung.
Übrigens: Kommt es in der Mediation zu keiner Einigung, steht den Medianden der Weg zum Gericht offen. Auch hier übernimmt die Rechtsschutz-Versicherung die Kosten zu den vereinbarten Konditionen.
Andere Mediationsformen
- Team-Mediation (Co-Mediation) mit zwei Mediatoren
- telefonische Mediation (in Einzelgesprächen)
- Online-Meditation
- Kurz-Zeit-Mediation
Alternativen zur Mediation
Neben der Mediation gibt es weitere Möglichkeiten, einvernehmliche Lösungen für Konflikte zu finden. Einige Verfahren, wie zum Beispiel die Supervision, sollen verhindern, dass sich Störungen oder Unstimmigkeiten zu Konflikten ausweiten. Zu den alternativen Verfahren gehören:
- die Schlichtung
- die Kooperative Verhandlung
- die Konfliktmoderation
- die Supervision
Fazit:
Was Gerhard Bronner über Fairness gesagt hat, gilt auch für die Mediation: Mediation ist die Kunst, sich in die Haare zu kriegen, ohne die Frisur zu zerstören. Am Ende sollen alle gut aussehen und sich mit der Lösung wohlfühlen.
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