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Rentenlücke - Wenn im Alter Geld fehlt
Dresden, 27.05.2021 | (ks)
Die Mehrheit der Deutschen sorgt sich um die eigene Altersabsicherung. Mehr als ein Drittel kann jedoch nicht oder nur vage abschätzen, wie hoch das Einkommen aus Rente und anderen Einnahmen im Rentenalter sein wird. Das ergab eine Umfrage des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit der Civey GmbH im Mai 2021.
Demzufolge fehlt auch die Kenntnis darüber, ob sich eine Rentenlücke auftun wird, die es auszufüllen gilt. Um die Versorgungslücke einschätzen zu können, muss man mehrere Faktoren mit einbeziehen. Natürlich ist klar, niemand kann viele Jahre gar Jahrzehnte im Voraus abschätzen, wie genau die Umstände des eigenen Lebens dann sein werden. Das bedeutet, den Vorsorgebedarf fürs Alter muss man in regelmäßigen Abständen nachjustieren.
Was ist eine Rentenlücke
Vereinfacht ausgedrückt, ist die Renten- oder Versorgungslücke die Differenz zwischen dem letzten Gehalt und den Ruhestandsbezügen. Experten gehen davon aus, dass im Rentenalter ca. 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens zur Verfügung stehen sollten, um den gewohnten Lebensstandard halten zu können. In den meisten Fällen ist dieser Wert allein mit der gesetzlichen Rente oder einer Rente aus berufsständigen Versorgungswerken nicht zu schaffen.
Was vergrößert die Rentenlücke?
Im Vergleich zu den Löhnen werden Renten in den kommenden Jahren geringer steigen. Demzufolge wird sich die Lücke zwischen Rente und Erwerbseinkommen für potenzielle Ruheständler vergrößern.
Sie wird auch größer, wenn man vor seinem regulären Rentenalter in den Ruhestand geht. Das Renteneintrittsalter steigt, abhängig vom Geburtsjahr auf 67 Jahre an. Wer eher in Rente geht, zum Beispiel nach 35 oder 45 Beitragsjahren, muss entweder Abschläge in Kauf nehmen oder es fehlen die Beiträge zur Rente, die man noch bis zum regulären Renteneintritt eingezahlt hätte.
Um die Rentenlücke zu beeinflussen, gibt es für zukünftige Rentner zwei Hebel: Was wird in der Rentenphase aus welchen Töpfen an Einnahmen reinkommen und was wird voraussichtlich an Kosten rausgehen.
Höhe der gesetzlichen Rente im Blick behalten
Mit der jährlichen Renteninformation (ab dem 27. Lebensjahr, fünf Beitragsjahre vorausgesetzt) kann man die Entwicklung seiner gesetzlichen Altersrente verfolgen. Hier muss man im Blick behalten, dass die Beträge in Brutto angegeben sind. Davon gehen noch Steuern und Sozialabgaben ab.
Alle Einnahmen in die Ruhestandsplanung einbeziehen
Der Aufbau einer zusätzlichen privaten Rente ist für die meisten Menschen schlicht erforderlich. Dafür gibt es viele Möglichkeiten wie eine Betriebsrente und verschiedene Formen der privaten Altersvorsorge. Die Faustformel heißt: So früh wie möglich anfangen.
Wer sich regelmäßig mit seinen Finanzen und seiner finanziellen Ruhestandsplanung beschäftigt, sollte dabei auch die zu erwartende Gesamteinkommens-Situation des Haushalts betrachten. Denn mit fortschreitendem Alter können weitere Einkommenskomponenten hinzukommen:
- Einkommen aus Vermögen
- Einkommen aus Vermietung und Verpachtung
- Erwerbseinkommen im Rentenalter
Kosten und Kaufkraft sind wichtige Faktoren
Nicht nur zu erwartende Einnahmen, auch die Veränderung der Kostensituation im Haushalt und die Kaufkraft der Rente wird sich unmittelbar auf die Finanzen im Ruhestand auswirken.
So ist zu berücksichtigen, dass Kosten entfallen für:
- Fahrten von und zur Arbeit
- Business-Kleidung
- ggf. eine berufsbedingte Zweitwohnung
Oftmals verändern sich auch die Konsumgewohnten. Größere Anschaffungen oder Begehrlichkeiten werden weniger.
Andere Kosten können steigen. Weil man das Leben genießen möchte oder weil man älter wird:
- mehr Aufwendungen für Freizeitaktivitäten einschließlich Reisen
- Gesundheits-, Pflege- und Dienstleistungskosten
Auch die Bildung von Wohneigentum kann sich erheblich auf die Einkommenssituation im Alter auswirken. Durch mietfreies Wohnen sinkt der Einkommensbedarf. Oder der Verkauf eines zu groß gewordenen Hauses kann zusätzlich verfügbare Finanzmittel generieren.
Was die Rente wert ist beeinflusst die Rentenlücke
Ein nicht zu unterschätzender Faktor – und bei der finanziellen Ruhestandsplanung zu bedenken – ist die Kaufkraft der Renten. Diese variiert in Deutschland regional um bis zu 52 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos für die Initiative „7 Jahre länger“ erstellt hat. So haben 1000 Euro für Rentner in München – dem teuersten Altersruhesitz – eine Kaufkraft von 760 Euro. Im sächsischen Vogtlandkreis dagegen – dem drittgünstigsten Wohnsitz in Deutschland – liegt der reelle Rentenwert bei 1149 Euro.
„Der Wohnort hat großen Einfluss auf die Lebenshaltungskosten und damit den Wohlstand im Alter“, sagt Studienautor Heiko Burret. Teurere Gegenden müssten jedoch nicht zwangsläufig unattraktiver sein, da die Löhne und somit auch die Renten dort tendenziell höher seien als in günstigeren Regionen. „Einbußen beim Lebensstandard drohen überall dort, wo die Alterseinkünfte im Verhältnis zum regionalen Preisniveau sehr niedrig ausfallen“, so Burret.
Alles im Blick - Vorsorgebedarf erkennen und berechnen
Wie hoch Ihre persönliche Versorgungslücke ausfallen könnte, kann Ihnen ein Experte/eine Expertin unter Einbeziehung aller persönlichen Komponenten modellieren und regelmäßig überprüfen beziehungsweise anpassen. Er kann Ihnen zudem dabei helfen, welche Art der Zusatzversorgung für Sie die Richtige ist. Und er wird in seine Beratung mit einbeziehen, dass in der aktiven Erwerbsphase die Absicherung individueller Lebensrisiken, zum Beispiel der Arbeitskraftverlust, auch eine Form der Vorsorge ist.
Darüber hinaus gibt es im Internet zahlreiche Tools, mit denen Sie ihren Vorsorgebedarf online berechnen können. Das Online-Portal "Die Versicherer" bietet beispielsweise einen Rentenrechner an, der Ihnen die Vorsorgelücke ausweist.
Säulenübergreifendes Renteninformationssystem soll kommen
Die Versorgungslücke zu erkennen und potenzielle Alterseinkünfte über die gesamte Zeit des Erwerbslebens im Auge zu behalten, ist ehrlich gesagt, schwierig. Viele Bürger haben aus jedem (Vorsorge)Dorf eine Kuh, mal eine größere, mal eine kleinere. Wieviel Milch am Ende dabei rauskommt, wissen die meisten – um im Bild zu bleiben – nicht.
Die Einführung einer „säulenübergreifenden Altersvorsorgeinformation“ steht deshalb auf der Themenliste der Bundesregierung. Unter dem Dach der Deutschen Rentenversicherung (DRV) und unter Mitwirkung der Versicherungswirtschaft sollen künftig die Informationen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Alterssicherung gebündelt über ein Online-Portal zur Verfügung gestellt werden. Die Höhe und Entwicklung der Renten-Einkünfte wäre auf einen Blick ersichtlich. Bisher musste man sich die Summe aus den Mitteilungen der jeweiligen Anbieter selbst zusammenrechnen. Die Pilotphase ist für 2022 geplant. Momentan wird noch über Details der Darstellung und Vergleichbarkeit unterschiedlicher Versorgungsarten diskutiert.
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