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Warum Garten und Balkon bienenfreundlich sein sollten
Dresden, 03.06.2021 | (ks)
Summ, summ, summ – Bienchen summ herum, heißt es schon in einem der beliebtesten deutschen Kinderlieder. Wenn es kaum noch summt, wird viel mehr fehlen als nur der Honig im Glas. Ökosysteme würden aus den Fugen geraten. Denn so klein die Wild- und Honigbienen sind, so groß ist ihr Beitrag als Bestäuber, als Erhalter der Artenvielfalt, als Nahrungsmittel-Sicherer und als Rohstofflieferant. Wer sich im Frühjahr der Gärtnerlust hingibt, sollte deshalb auch das Wohl der schwarz-gelben Kerlchen im Blick haben.
Biene ist nicht gleich Biene, denn es gibt Honig- und Wildbienen. Beide Spezies sind in der Natur wichtig. Würden Wildbienen aussterben, könnten die Honigbienen ihre Bestäubungsleistungen nicht kompensieren. Aufgrund ihres ökologischen und wirtschaftlichen Nutzens sind Bienen durch das Bundesnaturschutzgesetz und die Bundesartenschutzverordnung geschützt. Von den in der Roten Liste erfassten Wildbienenarten gelten inzwischen über die Hälfte in ihrem Bestand als gefährdet.
Wildbienen
In Deutschland tummeln sich weit über 500 wildlebende Bienenarten, wozu auch die Hummeln zählen. Die meisten (95 Prozent) leben als Einsiedler. Unter den Insekten gelten Wildbienen als die wichtigsten Pflanzenbestäuber. Sie bestäuben nämlich effektiver als die Honigbienen. Weshalb rund zwei Drittel der gesamten Bestäubungsleistung allein ihr Verdienst sind. Und es gibt in Deutschland 28 verschiedene Pflanzengattungen, die nur von bestimmten Wildbienen bestäubt werden, darunter Rotklee, Luzerne oder die Tomate. Wildbienen sichern jedoch nicht nur Ernteerträge, sondern auch die Vielfalt und das Überleben unzähliger Wildpflanzen.
Honigbienen
Ihre Verwandten, die Honigbienen, werden von Imkern als Nutztier gehalten. Sie gelten als das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein. Denn der volkswirtschaftliche Nutzen allein ihrer Bestäubungsleistung übersteigt laut Deutschem Imkerbund den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache. Dies sind rund 2 Milliarden Euro jährlich in Deutschland und 70 Milliarden US-Dollar weltweit. Sie leben in künstlich angelegten Bienenstöcken in großen Völkern zusammen. Zur Gattung der Honigbienen gehören neun Arten. Die bei uns verbreitete Westliche Honigbiene gilt auf der ganzen Welt als Honiglieferant Nummer eins.
Bienenfleißige Fakten:
- Die Honigbiene bestäubt pro Tag bis zu 4.400 Blüten.
- Eine Biene legt täglich durchschnittlich eine Strecke von bis zu 85 Kilometern zurück. Es wurden auch schon 175 Km nachgewiesen.
- Bienen und andere Insekten spielen bei rund 35 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion nach Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen eine wichtige Rolle.
- In Europa sind etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und rund 80 Prozent der Wildpflanzen abhängig von der Bestäubung durch Insekten. Laut BUND beträgt der monetäre Wert der gesamten Insekten-Bestäuberleistung in Europa etwa 14,2 Milliarden Euro pro Jahr.
Honigbienen als Nutztiere - Bienenprodukte:
- Honig
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Die eingedickte Masse aus Blütennektar und Honigtau, angereichert mit Bienen-Körpersäften und Spurenstoffen, schmeckt nicht nur gut, sondern ist auch gesund. Und eine gesündere Alternative zu Zucker als Süßungsmittel.
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- Propolis (Kittharz)
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Mit dem Kittharz verschließen die Bienen ihre Wohnungen und schützen sie vor Krankheiten. Propolis wird von alters her in Form von Tinkturen, als Salbe oder Umschlag gegen Entzündungen und zur Wundheilung verwendet, denn es wirkt wie ein natürliches Antibiotikum.
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- Gelee royale
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Mit dem Drüsensekret der Arbeitsbienen wird die Königin und ein Teil der Drohnenbrut aufgezogen. Für Menschen ist das Gelee als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Es soll wohltuend auf den gesamten Organismus wirken, stärken und manche schwören auf eine verjüngende Wirkung.
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- Bienenwachs
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Die Arbeitsbienen schwitzen das Bienenwachs aus Drüsen ihres Hinterleibes aus und verwenden es zum Bau der Waben. Für den Menschen kommt das Wachs in Kerzen, in der Kosmetikindustrie oder bei Fruchtgummi zum Einsatz.
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Wissenschaftler und Imker blicken schon seit vielen Jahren mit Sorge auf das weltweite Bienen- und Nutzinsektensterben. Besonders betroffen sind die Wildbienen. Bei den Honigbienen haben Imker besonders seit 1998 eine ungewöhnliche Schwächung und Mortalitäten (Sterblichkeit) von Bienenvölkern verzeichnet, wie die Hochschule Bremen (HSB) schreibt. Obwohl die Anzahl der bewirtschafteten Bienenvölker ansteigt, kommt es immer wieder zu drastischen Einbrüchen beispielsweise, weil die Bienen von Stressfaktoren geschwächt, den Winter nicht überstehen. Honigbienen stehen jedoch unter dem intensiven Schutz und der Pflege der Imker. Vor giftigen Pestiziden kann allerdings auch der beste Imker seine Tiere kaum schützen. Das passierte beispielsweise beim großen Bienensterben (11.500 Bienenvölker) im Rheintal 2008, das durch das Pflanzenschutzmittel und für Insekten hochgefährliche Nervengift Clothianidin verursacht wurde. Wenn vom Bienensterben allgemein die Rede ist, sind jedoch vor allem die Wildbienen gemeint.
Die Ursachen sind zwar noch nicht komplett erforscht. Experten haben jedoch herausgefunden, dass nicht eine Ursache allein, sondern ein ganzes Bündel an Faktoren Bienen das Leben schwer macht:
- Einsatz von Pestiziden und Umweltgiften in der Landwirtschaft
- Monokulturen/eintönige Landschaften
- Verlust des natürlichen Lebensraumes
- Fehlende Nahrungsquellen
- Schädlinge, Viren, insbesondere die Varroamilbe (bedroht die Honigbiene)
Ohne die Bestäubungsleistung der Bienen würde viele Dinge aus dem Leben der Menschen verschwinden. Obst und Gemüse fallen einem da als Erstes ein. Alle Bestäuber abhängigen Lebensmittel wären betroffen. Und deshalb würde beispielsweise auch die Baumwolle verschwinden oder Kosmetikprodukte, die pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten.
Bienen helfen
Bienenfreundlich sind alle Maßnahmen, durch die Bienen viele Monate im Jahr Nahrung (Nektar und Pollen) finden, geeignete Lebensräume und Nistmöglichkeiten haben und nicht vergiftet werden. Vielen ist sicher schon aufgefallen, dass seit ein paar Jahren an etlichen landwirtschaftlichen Feldern wieder buntgetupfte Blühstreifen leuchten. Sofern diese Streifen durch Verwehungen von Pestiziden (ein Problem mit dem auch Ökolandwirte zu kämpfen haben) nicht kontaminiert sind, leisten sie zum Beispiel einen Beitrag zur Arterhaltung der Bienen. Aber auch im heimischen Garten und sogar auf dem Balkon kann man den geflügelten Nützlingen etwas Gutes tun.
Dazu gibt es zahlreiche Informationsquellen im Netz. In Gartenmärkten oder bei Experten kann man sich außerdem bienenkundig beraten lassen. Einen wunderbaren und gut erklärten Ratgeber haben wir hier auf den Seiten des NABU-Wunstorf gefunden. Der lässt keine Fragen offen, wie und wo sich Bienen und Insekten wohlfühlen.
Hier ein kurzer Überblick:
Bienenfreundlichkeit im Garten
Bienenfreundliche Pflanzen
- besitzen einen hohen Gehalt an Nektar und/oder Pollen,
- haben eine lange Blütezeit,
- verfügen über ungefüllte und weit geöffnete Blüten, sodass Bienen Pollen und Nektar gut erreichen können.
Am besten sind einheimische und an den Standort angepasste Pflanzen. Dazu gehören auch Bäume, Stauden und Kräuter. Wichtig ist, dass möglichst zu jeder Jahreszeit etwas blüht und den Insekten Nahrung bietet. Blumen und Blüten tun es nicht allein, auch die Gestaltung des Gartens trägt zur Bienenfreundlichkeit bei. Der Garten sollte nicht nur Nahrung, sondern auch genügend Nistplätze bieten. Das können natürliche Plätze sein oder aufgestellte Insektenhotels. Natürlich möchte man in seinem Garten barfuß laufen ohne gestochen und gebissen zu werden oder Fußball auf dem Rasen spielen. Aber in vielen Gärten kann man bienenfreundliche "Inseln" schaffen. Alles was mit "W" zu tun hat, ist schon mal gut: Ein Stück Wildwiese, Wildblumen, wilde Ecken und kleine Wasserstellen.
Bienenfreundlichkeit auf Terrasse und Balkon
Balkone, Terrassen und Kübel lassen sich ebenfalls ganz einfach in ein Bienenparadies verwandeln. Auch hier gilt: Sortenvielfalt statt Monokultur. Ein bunter Mix aus Blumen, Topfgemüse und Kräutern beglückt Mensch und Tier gleichermaßen. Zwischen die Gemüsepflanzen kann man Zinnien, Kosmeen oder Tagetes als Lockstoff für die Bienen setzen. Sie sorgen für Farbe im Blumenkasten und ihre Blüten ziehen Bienen magisch an, da sie viel Nahrung bieten.
Auf sonnigen Balkonen gedeihen zum Beispiel diese Bienenlieblinge:
Blumen |
Kräuter |
Wandelröschen
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Bohnenkraut
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Glockenblume
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Borretsch
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Verbene
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Dill
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Kapuzinerkresse
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Koriander
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Löwenmäulchen
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Majoran
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Lavendel
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Minze
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Margeriten
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Oregano
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Fächerblume
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Rosmarin
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Vanilleblume
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Salbei
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Männertreu
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Schnittlauch
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Glattblatt-Aster
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Thymian
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Ringelblumen
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Zauberschnee
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Auch Kletterpflanzen wie Clematis oder Kapuzinerkresse sind bei Bienen beliebt und eine attraktive Augenweide auf dem Balkon.
Auf exotische Zierpflanzen im Kübel auf Balkon oder Terrasse muss man nicht gänzlich verzichten. Sie können bienenfreundlich sein. So mögen Bienen zum Beispiel die Blüten des aus Australien stammenden karminroten Zylinderputzers. (Callistemon - auch Pfeifen- oder Flaschenputzer genannt).
Gut zu wissen:
Der Mensch ist für die Biene gefährlicher als die Biene für den Menschen. Wildbienen zum Beispiel stechen gar nicht. Kritisch wird es gleichwohl für diejenigen, die allergisch auf Insektenstiche reagieren. Das kann im schlimmsten Fall einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Falls Sie eine private Unfallversicherung besitzen, sollten Sie prüfen, ob darin die Folgen von Insektenstichen mitversichert sind. Die Sparkassen-Versicherung Sachsen schließt Insektenstiche in den Unfallbegriff ein und zahlt (wenn vereinbart) beispielsweise bei allergischen Reaktionen mit Krankenhausaufenthalt ein Krankenhaustagegeld.
Fazit: Bienenfürsorge ist ein Element der Nachhaltigkeit. Wenn Menschen Bienen helfen, helfen sie sich selbst. "Summ summ summ! Bienchen summ’ herum! kehre heim mit reicher Habe, bau’ uns manche volle Wabe! ..." und bleibe uns bitte erhalten!
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