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  • Junge Familie unternimmt eine Radtour im Grünen.

    Das müssen Sie zum Fahrrad-Helm wissen

Dresden, 01.07.2021 | (ks)
 
Deutschland erlebt durch Corona einen Fahrrad-Boom. Der Drahtesel wurde von vielen Menschen als infektionsfreie Fortbewegungsalternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln entdeckt. 2020 stieg der Fahrrad-Absatz (in Stück) laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) in Deutschland um rund 17 Prozent an, auf mehr als fünf Millionen verkaufte Räder. Bei den E-Bikes betrug das Plus sogar über 43 Prozent. Die neue Lust am Rad trug mit Rückenwind sogar einen ostdeutschen Online-Fahrradhändler als ersten in Deutschland im Juni erfolgreich an die Börse.
 
Die Boom-Kehrseite: Radfahrer, Fußgänger und Autos sind als mobile Gemeinschaft im Straßenverkehr keine guten Freunde. Vielerorts müssen sie sich wenig Platz teilen. Das birgt Konflikte und Unfallgefahren. Radfahrende verfügen weder über die schützende Knautschzone einer Autokarosserie noch über die schützende Hülle der Schutzkleidung, wie sie Motorradfahrende tragen. Und sie sind erheblich schneller als Fußgänger unterwegs. Stürzen sie, können Knochenbrüche, Schürf- und Kopfverletzungen die Folge sein.
 

Radelnde Helm-Muffel

Das Tragen eines Fahrradhelmes ist deshalb wichtig. Hier gilt: Jeder Helm ist schon mal besser als keiner. Ein qualitativ hochwertiger Helm der richtig sitzt, ist optimal. Aber jeder zweite Radfahrer trägt nie einen Helm wie die folgende Grafik von Statista zeigt.
 
Infografik: Knapp jeder zweite Radfahrer trägt nie einen Helm | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista
 

Warum Radfahrende keinen Helm aufsetzen

Laut einer Statistik von YouGov aus dem Jahr 2019:
  • 44 Prozent finden einen Helm unbequem
  • 37 Prozent fühlen sich auch ohne Helm sicher
  • 30 Prozent schwitzen mit Helm zu sehr am Kopf
  • 25 Prozent gaben an, der Helm sei zu sperrig zu transportieren
  • 23 Prozent finden Helme zu unästhetisch
  • 20 Prozent hatten Angst um ihre Frisur
 

Kein Althaus-Effekt

Dem Fahrrad-Helm ist noch nicht der Siegeszug gelungen, den der Ski-Helm vor über zehn Jahren angetreten hat. Wenn auch aus tragischer Ursache. Im Januar 2009 kollidierte der damalige thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus auf der Skipiste heftig mit einer Skifahrerin. Althaus erlitt schwere Kopfverletzungen, überlebte aber dank Helm. Die Slowakin starb auf dem Weg ins Krankenhaus. In diesem Jahr gab es in Deutschland fast keinen Ski-Helm mehr zu kaufen. Der sprunghafte Anstieg des Verkaufs wird auch "Althaus-Effekt" genannt. Fortan dominierten auf den Pisten nicht die Bommelmützen, sondern die behelmte Kopfbedeckung. Das Tragen wurde zur Normalität, obwohl ihn vorher vermutlich aus den gleichen oben genannten Gründen viele Skifahrende ablehnten. Und siehe da, der Ski-Helm ist beileibe nicht das unbequeme Monster, für das man ihn bis dato hielt. Und selbst zerknautschte Frisuren sind, als Alternative zum zerknautschten Kopf, zur unerheblichen Marginalie geworden.
 

Warum Fahrradhelme Leben retten

Zahlreiche Studien belegen eindeutig, ein Fahrrad-Helm schützt bei einem Unfall den Kopf. Der Kopfschutz absorbiert bis zu zwei Drittel der Energie, die bei einem Aufprall ohne Helm direkt auf den Kopf einwirken würde, so das Bundesverkehrsministerium. Deshalb kommt es bei Helmträgern seltener zu schweren Kopfverletzungen wie Schädelbrüchen oder Hirnblutungen.
 
Und eine weitere Schutzfunktion hilft Leben retten. Viele moderne Fahrradhelme sind mit Reflektoren ausgestattet. Diese können dafür sorgen, dass Radfahrende im Dunkeln von Autofahrenden besser gesehen werden. Alles, was Radler bei schlechten Sichtverhältnissen sichtbarer macht, ist übrigens auch aus der Autofahrerperspektive eine nervliche Wohltat.
 

Fahrrad-Helme müssen selbstverständlich werden

In Deutschland besteht keine Helmpflicht für Radfahrende. Demzufolge drohen auch keine Bußgelder, wenn man ohne Helm unterwegs ist. Obwohl die Diskussion immer wieder mal kontrovers aufflammt, geht der Gesetzgeber hier von der individuellen und angemessenen Entscheidungsfähigkeit seiner Bürger aus. Er überlässt ihnen selbst mit einer grundsätzlichen Empfehlung für den Helm die Wahl.

Kleine Randnotiz

Manchmal ist der Gesetzgeber mit der Entscheidungsfähigkeit seiner Bürger unzufrieden und hilft nach. Ältere Semester erinnern sich sicher noch an die Diskussionen um die Einführung der Gurtpflicht im Auto. Neben diversen Ängsten wie nach einem Unfall im Auto gefangen zu sein oder vom Gurt verletzt zu werden, sorgten sich Gurtmuffel auch ernsthaft um plattgedrückte Busen und zerknitterte Hemden und Blusen. Es half alles nichts. Ab 01. Januar 1976 hieß es „Erst gurten, dann spurten". Allerdings wurde der Missachtung dieser Regel erst ab 1984 mit einem Bußgeld Nachdruck verliehen. Und heute? Redet kein Mensch mehr drüber, aber der Gurt rettete und rettet viele Menschenleben.
Eltern achten bei ihren Kindern übrigens sehr darauf, dass sie nur mit Schutz aufs Fahrrad steigen. Die meisten Grundschulkinder (76 Prozent im Alter zwischen sechs und zehn Jahren) tragen laut Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) beim Radfahren einen Helm. Bei den Jugendlichen, den 11- bis 16-Jährigen, sinkt die Helmtragequote auf 34 Prozent. Tragen auch Eltern selbstverständlich einen Helm, wirkt ihre Vorbildfunktion auch auf ihre Teenagerkinder und junge Erwachsene.
 
Auch Senioren gelten als besonders gefährdet. Insbesondere mit der verstärkten Nutzung von E-Bikes in dieser Altersgruppe werden höhere Geschwindigkeiten erreicht, die schwerer zu kontrollieren sind. Im höheren Alter lassen meist Reaktionsgeschwindigkeit und Beweglichkeit etwas nach. Eine Statistik des Statistischen Bundesamtes von 2019 belegt, dass Menschen ab 65 Jahren am häufigsten tödliche Radunfälle erleiden - unabhängig, ob sie mit normalen Fahrrädern oder mit E-Bikes unterwegs sind. Insgesamt verzeichnete 2019 das Statistische Bundesamt 87253 Fahrradunfälle mit Personenschaden, zum Teil mit schlimmen Folgen.

Tipp:

Sollten Sie im Urlaub im Ausland mit dem Rad unterwegs sein, informieren Sie sich vorab ob im jeweiligen Land eine Helmpflicht besteht. In Europa ist das zum Beispiel in Spanien, Finnland oder Malta der Fall. In manchen Ländern zum Beispiel Österreich, Tschechien, Kroatien, Schweden besteht für Kinder eine grundsätzliche Helmpflicht.

Worauf man beim Fahrrad-Helm-Kauf achten sollte

Wer auf der Suche nach einem guten Fahrrad-Helm ist, sollte sich in Fachgeschäften beraten lassen. Fachverkäufer*innen können auch Tipps geben, wie man den Helm richtig aufsetzt. Die Stiftung Warentest bietet weitere Orientierungshilfe. 2021 befand sie rund jeden 2. Helm im Test für gut. Für rund 40 Euro gibt es Fahrradhelme mit gutem Schutz und auch der Testsieger ist für unter 100 Euro zu haben.
 

Im Prinzip gilt es auf drei Merkmale zu achten:

  • ein guter Unfallschutz (Sicherheit geht vor Optik)
  • ein guter Sitz (essenziell für einen guten Schutz und den Tragekomfort)
  • das Alter des Helmes
Sportliche, aeltere Radfahrerin setzt ihren Helm auf
Experten*innen empfehlen, unterschiedliche Modelle anzuprobieren. Die Leichtgewichte gibt es mittlerweile in verschiedensten Designs, Mustern und Farben, sodass für jeden Kopf, Stil und Geschmack der Passende zu finden ist. Dabei geht Sicherheit immer vor Mode. Das schickste Modell nützt nichts, wenn es nicht zur Kopfform und zum Alter passt. Eine Beleuchtung und eine Belüftung machen ebenfalls Sinn.
 

Fahrrad-Helme altern

Das Material der Helme altert jedoch und damit sinkt die Schutzwirkung. Nach rund drei bis fünf Jahren muss ein neuer Helm her. Vorbildliche Hersteller drucken eine Art Ablaufdatum auf den Helm. Andere vermerken zumindest das Herstellungsdatum. Wichtig: Egal ob im Fachhandel oder beim Online-Kauf: Ältere Helme sollte man meiden. Unabhängig vom Ablaufdatum sollten Helme auch nach einem Sturz ausgetauscht werden.

Fazit:

Ein guter Fahrrad-Helm schützt den Kopf von Jung und Alt. Damit Sie auch finanziell auf der sicheren Seite fahren, legen wir Ihnen eine private Unfallversicherung ans Herz und, falls durch Sie Dritte zu Schaden kommen, eine private Haftpflichtversicherung.

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